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Fakten zur Aufführung 

KISS ME, KATE
(Cole Porter)
2. Februar 2009
(Premiere: 31. Mai 2008)

Komische Oper Berlin


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Scherz, Satire, Ironie

Das ist ein Geniestreich intelligenter Theater-Unterhaltung: Barrie Kosky setzt auf das – eigentlich unmögliche – Prinzip „Ironie“; ironisiert das Showbizz mit seinem Starkult und den alltäglichen Eitelkeiten, ironisiert Shakespeares barocke Komik – saugt satirisch Honig aus der 50er-Jahre-Vorlage der zeitbezogenen Neumann-Texte und integriert lustvoll den Spaß an fetziger Musik, wirbelnden Tanz-Szenen und urkomischen Slapstick-Effekten. „Tiefere Bedeutung“ – um das vergiftete Grabbe-Zitat zu vervollständigen – ist die Erfahrung, dass eine Musical Comedy eben kein scheinbar realistischer gesellschaftskritischer Kommentar sein kann - aber auf spezifische Weise den Puls der Zeit spürbar werden zu lassen.

Wirkungsvoll verstärkt wird dieses unwiderstehliche Konzept durch eine frappierend kontrastreiche Bühne Klaus Grünbergs: eine „Orchester-Treppe“ mit den Musikern hinter fliegen-verzierten Sichtblenden neben krumm-versetzten Stufen, eine funktions-variable Rundhorizont-Konstruktion mit aktiv verschiebbaren Vorhängen, eine flexible Spielfläche mit auftauchenden und verschwindenden Requisitenkisten – die zu stimulierenden Spielorten werden. Dazu eine lustvoll karikierende Choreografie Otto Pichlers mit temperamentvoll agierenden Tänzern und Tänzerinnen – und nicht zuletzt eine Orgie skurril-assoziativer Kostüme von Alfred Mayerhofer!

Das impulsiv mitspielende Orchester der Komischen Oper trifft unter Koen Schoots den swingenden Cole-Porter-Sound mit bewundernswerter Authentizität, genießt die nicht-operettösen neuen Arrangements mit gesteigerter Spielfreude.

Aber was ist dies alles ohne die exzellent-kompetenten Darsteller?! Dagmar Menzel ist eine unzähmbare Katharina, beherrscht die Bühne, wechselt die Rollen mit verblüffender Wandlungsfähigkeit, kommt nie in die Nähe platter Comedy-Komik, variiert ihr geradezu grenzenloses Stimm-Vermögen vom gutturalen Motzen bis zu strahlend-leidenschaftlichen Höhen. Roger Smeets ist dagegen ein eher „seriöser“ Petrucchio, brilliert mit seinen furios vorgetragenen „Arien“. Sigalit Feigs Bianca beeindruckt als naiver Show-Star mit hinreißender stimmlicher Ausdruckskraft. Christoph Späth und Peter Renz sind kuriose Ganoven, parodieren Wolfgang Neuß und Wolfgang Müller aus der legendärer Berliner Uraufführung mit frappierendem Selbstbewusstsein, sind authentisch in ihren satirischen Auftritten. Individuell perfekt in den präsenten Kompetenzen – wie Robin Poell als Lucentio mit seinem Steptanz - das perfekte Ensemble des rasanten Spiels.

In der Komischen Oper ist das attraktive Spektakel ein Publikums-Magnet: Vor Ort ist zu erleben, dass sowohl Gruppen von Kids als auch das übrig gebliebene „Stammpublikum“, wenig ambitionierte Laubenpieper, erprobte Musical-Fans und kritisch-motivierte Musiktheater-Kenner einhellig Zustimmung signalisieren. Da wird offenkundig die Seele der musikalischen Dramatik getroffen. (frs)

 


 
Fotos: Komische Oper Berlin