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Fakten zur Aufführung 

HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN
(Jacques Offenbach)
20. März 2008
(Premiere 4. Februar 2007)

Komische Oper Berlin


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„Feierabend“

Es ist das Panoptikum eines partout änderungsresistenten Gescheiterten, das Thilo Reinhardt auf die Bühne bringt. Nach immer wieder langatmig ausführlichen Expositionen der einzelnen Episoden, verabschiedet sich Hoffmann nach gefühlten sieben Stunden mit einem banalen „Feierabend!“. Da ist nichts mit dem romantisch-ambivalenten „Geheimnis“ - da herrscht vielmehr operettöse Belanglosigkeit, da wird platt realistisch agiert, da wird mit beliebigen filmischen Verweisen „Aktualität“ vorgespiegelt, da wird alle „Bedeutung“ gnadenlos weg-inszeniert.

Paul Zollers Bühne ist eine ziemlich altbackene Hotel-Lobby, die bedeutungsschwanger nach jeder Episode hinter dem dramatisch sinkenden Vorhang verschwindet – um dann nahezu unverändert wieder aufzutauchen: von kommunikativen „Handlungs-Räumen“ keine Spur – es bleibt alles Kulisse ohne ästhimierende Kraft.

Kimbo Ishii-Eto lässt das Orchester der Komischen Oper mal leise (durchaus gekonnt abgestimmt), mal laut (das dann aber mit enormem Getöse) aufspielen, müht sich redlich um imaginierendes Zusammenspiel und Balance zur Bühne – ein einheitlich-souveräner Offenbach-Klang will sich aber nicht einstellen. Kein Wunder bei dem immer wieder unterbrochenen Handlungsablauf, für den die Musik zur bloßen „Untermalung“ wird!

Das Solistenensemble agiert engagiert, wird auch mit den langen Sprechpartien gut fertig und singt typengerecht angemessen. Kor-Jan Dusseljee gibt dem Hoffmann desolaten Charakter, stimmlich ausdrucksstark, ohne hörbare Anstrengung seiner voluminösen Stimme, aber auch ohne hinreißende Ausstrahlung. Stella Doufexis präsentiert eine kumpelhafte Muse, singt konsequent sicher in der Mittellage, emotionalisierend in den Höhen mit beeindruckender Überzeugungskraft. Mit Carsten Sabrowski ist ein ungemein wandlungsfähiger Interpret des Lindorf und der anderen „Bösewichte“ zu erleben, stimmlich mit enormer Kraft und hoher Ausdrucksfähigkeit. Cornelia Götz ist eine koloraturensichere Olympia, Liana Aleksanyan eine Soubretten-Antonia und Karolina Gumos fasziniert nicht nur durch bella figura im engen Kleid mit superlangen Beinen, sondern auch mit einer variantenreich ausdrucksvollen Stimme. Die weiteren Rollen sind stimmlich hoch präsent – und der Chor ist – wie immer in der Komischen Oper – ein Muster für kollektives Agieren und stimmkongruenten Gesang.

Auch in der Komischen Oper beherrscht ein eher zufällig zusammengekommenes Publikum die Szene. Offenbar bilden sich da neue Strukturen. Und so sind die Reaktionen wechselnd – mal kein Szenen-Applaus nach gelungenen Arien, mal unmotiviertes Klatschen nach slapstick-ähnlichen Effekten. Am Schluss herzlicher Beifall - und kein Mensch beschwert sich über die nicht gesungene Diamanten-Arie. (frs)