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Fakten zur Aufführung 

ZAR UND ZIMMERMANN
(Albert Lortzing)
28. Juni 2008
(Premiere: 10. Juni 2008)

Stadthalle Bayreuth/Theater Hof


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Prima „Volks-Oper“

Dem so erzkomödiantischen Tausendsassa in Sachen „bürgernahes Musiktheater“ Albert Lortzing widmet das Theater Hof eine wunderbar unprätentiöse Hommage: Zar und Zimmermann ist ein unbeschwertes Sittenbild aus den alten Niederlanden, mit Liebeleien, historisierender „Exotik“ und politischer Satire. Uwe Drechsel verzichtet auf Inszenierungs-Akrobatik, besteht konsequent auf Lortzings Ideen direkter „Komik“ – vermeidet jegliche Anbiederung an aktuell-blödsinnige Comedian-Attitüden, verzichtet auf platte jetztzeitige Anspielungen, sorgt für permanentes Leben auf der Bühne mit den genialen Lortzing-Vorgaben der Wechsel von Intim- und Massenszenen.

Thomas Mogendorf entwirft eine detailreiche Bühne im Stil alt-holländischer Werft-Kultur, schafft atmosphärisch zutreffende Spielräume für die quicklebendigen Protagonisten - außer der Projektion einer Fregatte gibt es keine optischen Überraschungen. Annette Mahlendorfs Kostüme karikieren – mit ganz leichter Ironie – die zeitgenössischen „Trachten“.

Die Hofer Symphoniker gehen unter Jan Roelof Wolthuis auf das Bühnengeschehen impulsiv ein, variieren Tempi und Dynamik, wirken allerdings bisweilen ruppig im Klang – und haben Probleme mit der Balance; allzu oft driften Graben und Bühne auseinander. Doch: Spielfreude und musikalische Leidenschaft tragen ihren Teil zu einem heiter-animierenden Theaterabend bei!

Thomas Rettensteiner singt den Zar Peter mit bemerkenswerter Variationskraft, sein sehr persönliches Timbre vermag die so stark divergierenden Attitüden des schiffsbauenden Monarchen gekonnt auszudrücken. Jürgen Schultz ist das „Urviech“ van Bett, beherrscht die skurrile Komik mit der nötigen Intensität und Distanz, gibt dem Prototypen amtlicher Selbstgefälligkeit ausdrucksvollen Status. Karsten Jesgarz ist ein stets präsenter Peter, setzt sich mit durchsetzungsfähigem Tenor effektvoll in Szene. Monika Hügel ist nicht nur eine unprätentiös-kokette Marie, sie beeindruckt vielmehr mit lockerer stimmlicher Brillanz – ein brillantes Ännchen im niederländisch-lortzingschen Milieu! Mit Chong Sun ist ein weich-phrasierender Chateaneuf - und die Hofer Solisten bieten vollendetes Ensemble-Spiel und –Singen. So wie der Chor als bewegliche Gruppe mit kollektiv abgestimmten Gesang überzeugt. Nicht zu vergessen der lustvoll präsentierte Holzschuhtanz des Balletts Theater Hof!

Die Stadthalle Bayreuth ist eine ehemalige markgräfliche Reithalle aus dem 18. Jahrhundert, 1965 als Stadttheater rekonstruiert – zwei Ränge, mehr als 800 Plätze! In diesem traditionsreichen Theater-Raum wird der Hofer Abstecher zu einem großen Erfolg: das Publikum reagiert begeistert, fühlt sich gut unterhalten, hat offenbar Gesprächsstoff für die Zeit nach der Aufführung. Allerdings: Das für eine Stadt wie Bayreuth überdimensionierte Haus ist nicht voll besetzt - im „offiziellen“ Monats-Magazin Bayreuths und in der publizistisch beherrschenden lokalen Tageszeitung gab es keine Hinweise: da gibt es offenbar kommunikative Defizite. (frs)