Lichtlos glimmend
Das Vorspiel: zerdehnt, schleppend, parfümiert; die Fermaten wirken wie Erschöpfungspausen geknechteter Salonmusiker; keine Dramatik, schon gar keine Aura.
Die Bühne: eine geschmäcklerische Moränenlandschaft mit blauschimmerndem Teich, darüber ein querliegendes Tablett: das bedeutet alles nichts, dekoriert nur die inhaltliche Leere.
Die Regie: statisches beziehungsloses Rumstehen während der gesamten Zeit; die Regie-Idee: dreieinhalb Akte lang keine, dann die political corectness: packt die Schwerter ein!
Der Gesang: Der erste Akt wirkt wie die Championship im Vibrato-Singen; alle Sänger suchen nach ihren Stimmen, stoßen auf positive Erinnerungen, um sie gleich wieder zu verdrängen: Stunden rätselhafter Desorientierung.
Das Publikum: fein gewandet und kosmetisch up to date, von Sachkunde bei vielen keine Spur, nicht einmal die frühere Wagner-Gläubigkeit beherrscht die Szene, eher die selbstgerechte Phalanx ignoranter Adabeis.
Und so ist es dann:
Peter Schneider, „zuverlässig“ ist sein Epitheton, läst die berauschende Musik auf niedrigstem Tempo plätschern; das Festspielorchester wirkt wie gebremst.
Keith Warners Regie (nebst harmlosem Konzept) wirkt nach sechs Jahren wie aus weiten Fernen: keine Konfrontationen, keine zerbrechenden Weltbilder, schon gar keine Visionen!
Das affektierte Bühnenbild von Stefanos Lazaridis vermittelt wenig mehr als die Dekoration für einen Urlaub auf Vulkan-Lanzarote – nur hätte man dort das Licht etwas heller gestellt.
Weshalb der verehrte Peter Seiffert vor allem damit zu tun hat, seine Stimmbänder unter Kontrolle zu halten und erst nach bestandener Grals-Erzählung mit gewohnter Stärke auftrumpft: das ist sicherlich eines der dramatischen Geheimnisse in der Karriere großer Sänger. Petra-Maria Schnitzers Elsa klingt schön, lässt die Abgründe vermissen. Linda Watsons Ortrud fehlt das Mystisch-Dunkle der rächenden Radbod-Tochter; Roman Trekels Heerrufer wirkt wie ein x-beliebiger Ausrufer und Hartmut Welker ist als stimmlich wackelnder Telramund nicht nur „festspiel-überfordert“; allein Reinhard Hagens König Heinrich vermag mit voluminöser Kraft durchgängig zu beeindrucken.
Auch der hoch gerühmte Bayreuth-Chor sucht mit verpatzten Einsätzen und eher brüllender Kraft (Leitung Eberhard Friedrich) vergebens nach dem berauschenden Festspiel-Standard.
Nichts ist’s mit „work in progress“ – eher ein x-beliebiges Festspiel-Event. Doch das Festspiel-Publikum mit dem fatalsten Irrtum, dem es sich hingeben kann: es feiert das lichtlose Glimmen einer verschwundenen Glut. (frs)
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