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Fakten zur Aufführung 

DER FLIEGENDE HOLLÄNDER
(Richard Wagner)
27. Juli 2005

Bayreuther Festspiele 2005

Points of Honor                      

Musik

Gesang

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Bühne

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Tobende Seelen

Schon mit dem ersten Takt rast der tobende Orkan durch das Orchester: Marc Albrecht setzt Zeichen für eine aufwühlende Musik, die mehr ist als die musikalische Bebilderung einer „romantischen Oper“.

Christian Schmidts Bühne macht von Anfang an deutlich: es geht um eine Tragödie bürgerlicher Konventionen – ohne Schiffskörper, dafür mit hermetischem Wohn-Ambiente und Videos mit expressiven Bildern der zerstörten menschlichen Seele.

Und Claus Guths nachhaltig konsequente Regie lässt keinen Zweifel aufkommen: es geht um das unauflösbare Trauma der als Kind missbrauchten Senta, um die Schuld des Vaters und die Verdoppelung dieser durchlittenen Gewalt. Eine Regie-Leistung von exorbitanter Aktualität, eine Übertragung naturalistischer Ansätze in tief ergründete psychische Verletzungen.

Jaako Ryhänens brutal-ausbeutender Vater Daland findet im phantasmagorischen Unhold des Holländers von Jukka Rasilainen seine imaginierte Entsprechung: beide agieren hoch intensiv, singen mit bemerkenswerter Kraft und vermitteln die dämonische Gewalt der Väter über ihre Töchter geradezu gänsehaut-erzeugend. Der Erik des stimmstarken Endrik Wottrich überzeugt als vergeblich eingreifender Helfer, ebenso wie die unwissende Mary Uta Priews und der herumirrende Steuermann Norbert Ernsts. Adrienne Dugas Senta ist ein gebrochener „Heldinnen“-Sopran mit einer schier unglaublichen Variationsbreite der zerstörten kindlichen Seele, weshalb das imaginativ-stumm agierende Mädchen – ein wesentlicher Focus auf das mörderische Geschehen – namentlich auf dem aktuellen Besetzungszettel nicht genannt wird, bleibt wohl der Arroganz der Dramaturgie zuzuschreiben. Eberhard Friedrich hat den Chor bestens vorbereitet: da stimmen die euphorischen Hymnen, da verstärkt das mystische Dunkel, da erregt die selbstgerechte Fröhlichkeit.

Nur das Publikum: Nicht die Gralshüter der Bayreuther Szene geraten in Rage – sie verhindern nur durch frühzeitiges Aufbrechen langanhaltend-emotionale Bravos und Buhs – es sind die patzig-beleidigten Festival-Hopper, die sich auf keine Inhalte einlassen wollen („Ich habe die Oper ja schon einmal gesehen, aber hier gab’s ja nicht mal das Meer“ quäkt eine Stimme anschließend im Hotel). Schrecklich! (frs)