Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

LA CLEMENZA DI TITO
(Wolfgang A. Mozart)
11. Oktober 2006

Gran Teatro del Liceu (Barcelona)

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 

zurück       Leserbrief

Kaiserlich besetzt

Eine sensationelle Starbesetzung, eine spektakuläre Bühne und eine fein geführte Regie lassen Barcelonas Koproduktion mit der Oper Leipzig zu einem weiteren Mozart-Höhepunkt dieses Jahres werden.

Mit der Ouvertüre tönt es zwar noch etwas veristisch- blechlastig aus dem Graben, auch der für das Riesenhaus verstärkte Klang des Fortepianos zu den Rezitativen ist gewöhnungsbedürftig. Doch das erste Bild bietet stattdessen mit der badenden Vitellia im römischen Glaspalast sensationelle optische Reize.

Véronique Gens macht in der durchsichtigen Badewanne im schwarzen Bikini eine Topmodel-Figur und Vesselina Kasarova als ihr Lover Sesto schafft es mit ihrer perfekten Darstellung, an James Dean denken zu lassen. Stimmlich und musikalisch bietet das gesamte Ensemble mit Ofèlia Sala als hell strahlender Servilia, Marianna Pizzolato als jugendlichem und souveränen Annio, Michael Schade sensibel gestaltend in der Titelpartie und Umberto Chiummo als Publio absolutes Topniveau.

Natürlich auch im Zusammenspiel unter Sebastian Weigles Dirigat. Er folgt mit dem Orchester äußerst aufmerksam und reaktionsschnell den intensiv gestaltenden Solisten.

Vesselina Kasarova ist dennoch mit ihrer einzigartigen Vokalkunst und Darstellung der Star des Abends. Mit einer sehr eigenen gutturalen Art färbt sie ungewöhnlich und eigenwillig, aber immer in vollendetem Ausdruck und nie mit ihren Mitteln protzend.

Der gläserne Kaiserpalast auf dem Capitol, den die Bühnenbildnerin Es Devlin geschaffen hat, ist ein optischer und akustischer Glücksfall. Wenn nach dem Brand nur noch die Grundmauern stehen, die dann langsam wieder in die Höhe wachsen, bekommt die Szene in diesem erst vor einigen Jahren wiederaufgebauten Haus besondere Bedeutung.

Die Kostüme von Louis Désiré sind dezent und aus verschiedensten Epochen zusammengestellt, allerdings muss Tito ständig mit der schlabbernden Frack-Schleppe kämpfen und Vitellias Strass-besetztes Abendkleid kratzt bei jedem Gang an den Mauern des Palastes, was nicht nur die Sänger stört.

Dem Publikum merkt man den ungewohnten Umgang mit Mozart und den eher spröden Rezitativen und Arien an. Unverdienter Weise wird nur nach Frau Kasarovas Arien applaudiert und in den Rezitativen oder verhalten gesungenen Passagen ausgiebig gehüstelt. Man bekundet Hochachtung vor den exzellenten Solisten, doch die Herzen des Publikums werden nicht wirklich erreicht. Aber das war vielleicht auch gar nicht Mozarts Absicht, als er die Oper für die Krönungsfeier Leopold II. schrieb. (if)


Fotos: © Antoni Bofill