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Fakten zur Aufführung 

MADAME BUTTERFLY
(Giacomo Puccini)
4. Juli 2006

Gran Teatro del Liceu (Barcelona)

Points of Honor                      

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Triumph einer Geisha

Wen es in diesem Monat nach Barcelona verschlägt, der hat die Gelegenheit zu einem abendlichen Kurztrip in das Japan des 19. Jahrhunderts. Moshe Leiser und Patrice Caurier lassen Puccinis Oper am Originalschauplatz Nagasaki spielen. Entsprechend liebevoll und detailgetreu sind die Kostüme von Agostino Cavalca, und das Bühnenbild von Christian Fenouillat wirkt durch wechselnde verspielte Hintergrundmotive, die durch die papierbespannten Schiebetüren von Butterflys Haus zu sehen sind. Ein bisschen japanischer Kitsch mit rosa Kirschblüten oder blinkendem Sternenhimmel darf da wohldosiert seine Wirkung entfalten.

Christina Gallardo-Domâs ist eine hervorragende Cio-Cio San, denn sie vereint kindlichen Liebreiz mit großer emotionaler Kraft. Ihre Bewegungen sind schmetterlingshaft, und sie wirkt bisweilen wie die Bühnenversion von Arthur Golden’s  "Geisha". Erstaunlich, wie sie von wunderbar zartem innigen Ton zu furiosen Gefühlsausbrüchen übergeht. Aquiles Machado als Pinkerton muss die Nachteile seiner gedrungenen Erscheinung durch stimmliche Überzeugungskraft vergessen machen, was ihm nur  teilweise gelingt, und so erfüllt er perfekt die Rolle des unsympathischen Amerikaners.

Yves Abel führt das souverän spielende Orchester straff und unsentimental, sodass die bewegenden Momente eher durch die großartige schauspielerische Leistung von Christina Gallardo-Domâs als durch Puccinis Gänsehaut-Musik erreicht werden.

Jane Dutton als Suzuki und Dalibor Jenis’ Sharpless bieten stimmlich sehr feine Nuancen, werden aber von der Regie wie alle anderen  gut besetzten Nebenrollen im Hintergrund gehalten. Der Fokus liegt ganz auf der Titelheldin, und diese wird ihrer Aufgabe vollends gerecht, sodass ihr nach vollem Einsatz der herzliche Applaus des Publikums sicher ist. Auch die Kollegen und das Orchester werden freundlich bedacht, für einen tobenden Saal wäre allerdings von musikalischer Seite etwas mehr Sentiment nötig gewesen. (if)