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EIN VERSUCH ÜBER DIE LANGEWEILE
Musikalisch gerät die Mariinsky-Produktion
mit einem vorzüglichen spielfreudigen Orchester unter dem geniösen Valery
Gergiev zu einem Triumph für das Baden-Badener Festspielhaus. Satte Streicherklänge
kontrastieren mit hysterischen Bläserexzessen, Leidenschaften toben, Philosophisches
wird reflektiert untermalt - voila die perfekte Umsetzung Straussscher
Exzentrik.
Dagegen fällt die gesangliche Umsetzung erheblich harmloser aus, Schöngesang
ohne dramatische Brüche, gesungene betuliche Exotik. Valeria Stenkina
ist eine zögerliche Salome, sie intoniert sehr gefühlvoll, sie kommt unbeschädigt
durch die lange Partie, aber ihr fehlt die Leidenschaft, singt einen eher
lyrischen Sopran ohne dramatische Ausbrüche. Ähnlich farblos bleibt der
Jochanaan Jevgeny Nikitins: schön timbriert, aber ohne den missionarischen
Wahn. Nikolai Gassiev lässt das Aasige des geilen Herodes vermissen und
die Herodias Svetlana Volkovas gerät zur kommentierenden Marginalie.
Dass auch darstellerisch nichts Faszinierendes geschieht - der lange Rundlauf
als Salomes Schleiertanz war wohl eine Hommage an die Leichtathletik-WM
in Edmonton - liegt an der platt historisierenden Ausstattung ("Durch
Wüste und Harem") von Dan Potra und - wenn man dem Programmheft glauben
darf - der verfehlten Regie-Idee David Freemans: wenn es um den Versuch
geht, Langeweile zu präsentieren, kann nichts anders als Langeweile herauskommen.
Was bleibt ist ein Abend zum Hinhören, was auch das Festspiel-Publikum
goutiert. (frs)
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