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Fakten zur Aufführung 

PARSIFAL
(Richard Wagner)
8. August 2004

Festspielhaus Baden-Baden

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Erlösung in Perfektion

Kaum ist die erste Aufregung über Schlingensiefs neuen Parsifal in Bayreuth vorüber, können Wagnerianer nach Baden-Baden ziehen. Wird hier auch nicht mit einer skandalträchtigen Aufführung gerechnet, so lässt doch zumindest die hochkarätige Besetzung aufhorchen. Denn wie oft noch werden wir Matti Salminen, Thomas Hampson und Waltraud Meier gemeinsam in einer Parsifal Aufführung erleben dürfen.

Schnell kommt vielleicht der Verdacht auf, dass mehr Wert auf den Eventcharakter als auf das künstlerische Niveau gelegt wird. In Publikumsgesprächen hörte man auch immer wieder Zweifel, ob die drei genannten Sänger überhaupt noch in der Lage wären, ihr gewohntes Niveau über so lange Zeit zu halten.

Doch sobald sich der Vorhang öffnete, wurde man eines besseren belehrt. Matti Salminen als Gurnemanz, mittlerweile seine Paraderolle, konnte auch in Baden-Baden wieder das Publikum in seinen Bann ziehen. Auch Thomas Hampson als Amfortas gehört zu den Idealbesetzungen. Vor allem gelang es ihm Mitgefühl zu wecken - nach seinen schauspielerischen und sängerischen Leistungen wirkte das Stören der Ruhe nach dem ersten Akt durch Klatschen besonders störend. Waltraud Meier faszinierte mit einer verblüffenden Agilität und katzenhafter Wendigkeit, die sie neben ihrer vollen Stimme zu einer unvermutet frischen Kundry werden ließen.

Christopher Ventris als jugendlicher Parsifal nimmt sich unter diesen bekannten Namen als relativ weißes Blatt heraus, was vielleicht auch ein Grund dafür ist, dass er am Schluss der Vorstellung unverdienterweise nicht ganz so enthusiastisch bejubelt wurde. Trotzdem sollte man ihn sich bei weiteren Gelegenheiten nicht entgehen lassen, denn sowohl mit seiner darstellerischen Ausdruckskraft als auch seiner warmen Stimme und der stets sicheren Intonation zeigte er sich der schweren Rolle als auch den übrigen Mitgliedern dieses Ensembles sehr gut gewachsen. Nur mit der harten deutschen Aussprache hatte er teilweise noch Schwierigkeiten. Tom Fox als Klingsor und Bjarni Thor Kristinsson als Titurel komplettierten die Besetzung.

Bei dem ansonsten guten Festspielchor Baden-Baden (Walter Zeh) wäre mehr Sicherheit bei den leisen Einsätzen und teilweise etwas mehr Fülle wünschenswert gewesen.

Kent Nagano dirigierte das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin klar und differenziert, so dass einzelne Linien nicht in einem romantisierenden Wulst untergingen. Nur der Anfang des ersten Aktes wirkte in der allgemein straffen Führung etwas schleppend, und das bei Wagner so wichtige Blech war an den leisen Stellen teilweise etwas unsicher.

Die Inszenierung (Nikolaus Lehnhoff) ist eher schlicht und leicht verdaulich. Das Bühnenbild (Raimund Bauer) besteht hauptsächlich aus braun-grauen Betonwänden mit verschiedenen Zusätzen. Nur im zweiten Akt wird mit Farben und aufwendigeren Zusätzen gearbeitet. Die Kostüme (Andrea Schmidt-Futterer) bestehen für die Mönche aus grauen Kutten, für Parsifal aus einem Tarzan-Kostüm und einer schwarzen Ritterrüstung bzw. einem schwarzen Gewand und für Kundry aus verschiedenen schillernd-aufwendigen oder einfarbig schlichten Kleidern. Sehr wichtig für die Wirkung der Aufführung ist zudem die differenzierte Beleuchtung (Duane Schuler).

Am 08. August war die letzte Vorstellung dieser Inszenierung im Festspielhaus Baden-Baden. Sie wurde jedoch aufgezeichnet und soll zu Beginn des neuen Jahres auf DVD erhältlich sein. (mf)



Fotos: © Andrea Kremper