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Fakten zur Aufführung 

EUGEN ONEGIN
(Peter I. Tschaikowsky)
15. Juli 2005

Mariinsky Theater St. Petersburg
Sommerfestspiele Baden-Baden
(Festspielhaus)

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Liebesgrüße aus St. Petersburg

Die diesjährigen Sommerfestspiele des Baden-Badener Festspielhauses wurden wieder von Künstlern des St. Petersburger Mariinsky-Theaters unter der Leitung von Valery Gergiev bestritten. Das Programm war ganz Peter I. Tschaikowsky gewidmet, was in Anbetracht der Geschichte - im St. Petersburger Theater wurden einige Werke uraufgeführt - besonders ansprechend erscheint. Leider reichte dies jedoch nicht aus, um die Festspiel-verwöhnten Opernliebhaber zahlreich in den Schwarzwald zu locken – das Haus konnte nicht ausverkauft werden.

„Eugen Onegin“ zählt zu den bekanntesten Opern Tschaikowskys und wird inzwischen regelmäßig in den Spielplänen der deutschen Theater aufgenommen. Die Schwierigkeiten, mit denen diese jedoch zu kämpfen haben, ergaben sich in Baden-Baden nicht. Die Oper gehört in das Standartrepertoire des russischen Ensembles, weswegen die sonst üblichen Sprachschwierigkeiten ausblieben. Auch deswegen war die Aufführung musikalisch insgesamt sehr überzeugend.

Die Inszenierung (Moshe Leiser und Patrice Caurier) hingegen war phantasielos und konnte keine neuen Ansätze bieten. Das Bühnenbild (Christian Fenouillat)bestand hauptsächlich aus holzfarbenen nackten Wänden die durch die hintere Leinwand (bunter Wald und sich dramatisch auftürmende Wolkenberge) und einige notwendige Accessoires ergänzt wurden. Die an Handlungszeit und -ort angepassten Kostüme (Agostino Cavalca) waren für die Hauptdarsteller passend, für den Chor teilweise übertrieben und zu klischeehaft gewählt.

Elena Lasorskaja, die kurzfristig für die Rolle der Tatjana eingesprungen war, bildete einen der Höhepunkte des Abends. Ihre klare, durchsetzungsfreudige Stimme und ihre ausdrucksstarke Darstellung prägten die beiden äußeren Akte. Der zweite wurde von Evgeny Akimov (Lenski) zu einem gefühlvollen und dramatischen Erlebnis, das sich vor dem Hintergrund der etwas kitschigen Ballszene abhob, gestaltet. Hierzu trug auch seine warme und kräftige Tenorstimme bei. Sein Gegenpart Eugen Onegin (Vladimir Moroz) konnte sich stimmlich leider nicht immer ganz durchsetzen und wirkte allgemein etwas kühl. Hervorzuheben ist auch noch die Leistung von Olga Markova-Mikhaylenko als Amme Filippjewna, die den etwas schleppenden Beginn des ersten Aktes belebte und aufwertete.

Der unbestrittene Star des Abends war jedoch Valery Gergiev mit seinem Orchester. Es begleitete die lyrischen Passagen sehr einfühlsam und schwang sich in kräftigeren Abschnitten wuchtig empor, wobei es jedoch manchmal drohte, die Sänger in den Hintergrund zu drängen. Die Holzbläser trugen zu dem Erfolg besonders bei und der frenetische Applaus für den Dirigenten war trotz kleiner Verstimmungen gerechtfertigt und nicht nur auf sein Image zurückzuführen.

Das begeisterte Publikum hat vermutlich selten einen so gut einstudierten und selbstbewusst vorgetragenen „Eugen Onegin“ gehört, und das musikalische Erlebnis ließ die Enttäuschung über die Inszenierung fast vergessen. (mf)


Valery Gergiev
Foto: Mariinsky-Theater St. Petersburg