Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

TANNHÄUSER
(Richard Wagner)
6. Dezember 2003 (Premiere)

Theater Augsburg

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Venus komm zurück!

Man war nach Augsburg gekommen, um eine Seltenheit zu erleben: Wagners "Tannhäuser" in der Urfassung von 1845. Im Gegensatz zu späteren Fassungen verzichtet Wagner hier noch auf die Wiederkehr der Venus am Ende des letzten Aktes.

Dem folgt leider auch die Regie von Nicolas Trees. Tannhäuser ermordet Venus im 1. Akt. Die Gesellschaft des Landgrafen Hermann, die im Militärrock und Dandylook den billig wirkenden Puff betritt (Bühne: Wolfgang Buchner), beseitigt Venus ungerührt wie einen Sack Abfall. Damit läuft die Regie voll ins Messer einer Dramaturgie, die sich mit dieser Figur um ihren Angelpunkt gebracht hat.

Der bekannte Skandal, den Tannhäuser im Sängerkrieg durch die Erwähnung ihres Namens produziert, verliert jegliche Plausibilität. Wer sollte denn Venus und die körperliche Liebe, die sie verkörpert, fürchten, wenn sie doch längst tot ist? Zudem wird Elisabeths Religiosität durch das Rosenwunder zwar beschworen, als Motivation für eine Verteidigung Tannhäusers aber nicht offensichtlich. Man fragt sich bei dieser Regie zu Recht, warum Elisabeth Tannhäuser helfen sollte. Die Bildschöpfungen sind angereichert mit viel Kitsch, Figuren von Pierre et Gilles, Feuer und Rauch sowie viel stumpfem Pathos.

Auch musikalisch gab es keine überragenden Leistungen. Gerhard Siegel sang respektabel, doch oft an der Grenze seiner Kapazitäten. Die Stimme klang knödlig und gefährlich überanstrengt. Siegel gehört eigentlich ins Charakterfach, als Loge oder Mime ist er grandios. Als Tannhäuser nutzte er die Qualitäten des Charaktertenors für eine beachtlich dramatisierte Rom-Erzählung. Sally Du Randt (Elisabeth) strahlte in der Höhe kraftvoll brillant und sicher. Ihrem früher schneidenden Timbre gewinnt sie zusehends wärmere Farben ab. Vuokko Kekäläinen blieb als Venus monochrom in einer Lautstärke und Klangfarbe. Anders Riccardo Lombardi, der als Wolfram mit ausgeglichener Skala, klarem und klangschönem Bariton die beste Leistung bot.

Das Orchester tat sich in der Ouvertüre etwas schwer, die instrumentalen Klippen gegen Ende zu umschiffen. Gerade die Streicher waren uneinig. Die versierte Leitung von Rudolf Piehlmayer sorgt jedoch sicher dafür, dass sich diese Ungereimtheiten fügen und die Schönheiten der diffizilen Stellen gegen die tosenden Passagen nicht mehr abfallen werden.

Das Publikum überzog bereits die albern moralisierenden Sprüche Wagners, die Trees als Kunst- und Gesellschaftskritik während des 2. Akts von der Decke ließ, mit Buhs, die sich zu einem Sturm auswuchsen, als er am Ende vor den Vorhang trat. Augsburg hat einmütig entschieden. (tv)




Foto: © Lioba Schöneck