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Fakten zur Aufführung 

WAGNER DREAM
(Jonathan Harvey)
13. Juni 2007 (Derniere)

Holland Festival
De Nederlandse Opera
Westergasfabriek Amsterdam

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Buddha-Show

Wenn der so kluge Hans Zender Recht hat mit seiner Bemerkung, „dass die buddhistische Meditation eine systematische Bewusstmachung und Disziplinierung jenes bild- und begriffslosen Bereichs ist, den wir früher als ‚Geist der Natur’ bezeichnet haben“ - dann sind sowohl Jean-Claude Carrieres Libretto und Jonathan Harveys Musik als auch Pierre Audis Regie mit ihrem Projekt an der so spezifischen Spiritualiät des Buddhismus gescheitert. Und in der Tat: Der Versuch, das buddhistische Prinzip durch argumentative Texte und durchaus emotionalisierende Musik die Faszination buddhistischer Geistigkeit zu vermitteln, gerät sehr konventionell.

Pierre Audi inszeniert offenbar die Reflexe auf buddhistische Ansätze, wie sie Wagner bekannt waren, setzt auf das tradierte westliche Tantra-Wissen und hat Mühe, die Carriere-Texte und die Harvey-Musik zusammenzuführen. Wagners letzter Tag, seine Erinnerungen an punktuelle Reflexe auf buddhistische „Heilslehren“ , werden konfrontiert mit der Prakriti/Ananda-Geschichte, wortreich überhöht durch nachdenkenswerte Statements von Buddha himselves. Alles sehr statisch, aber nicht als geistige Präsenz, die für sich selbst steht, sondern im Bemühen, eine fremde Spiritualität mit den Mitteln kontrollierten Bühnenhandelns zu favorisieren.

Jean Kalman setzt das Orchester zwischen eine Vorbühne mit Cosima, Richard und der eingreifenden Carrie Pringle und eine imaginativ beleuchtete Bühne mit Buddha und seinen Adepten – ohne damit mehr zu erreichen als lähmende Phantasielosigkeit.

Martyn Brabbins gelingt mit der hochkompetenten Musiker-Gruppe „Ictus“ eine hörenswerte Umsetzung der so gar nicht buddhistischen, aber auch nicht wagnerischen Komposition Jonathan Harveys.

Die Schauspieler- und Sänger-Ensembles agieren mit angemessener Attitüde: Johan Leysen spielt und artikuliert den nicht-sterben-wollenden Wagner mit dem Aplomb eines Lear, Catherine ten Bruggencate gibt die Cosima wie aus ihren Tagebüchern auferstanden. Sängerisch sind bewundernswerte Artikulationen zu vernehmen, darstellerisch sind sie an die zu bewundernde Buddha-Show gebunden .

In der Amsterdamer Westergasfabriek, einer mit hochaufsteigenden Zuschauerrängen ausgestatteten aufgelassenen Industrie-Architektur, lässt sich ein außerordentlich neugieriges Publikum auf die komplexen Angebote ein – doch die holland-typischen standing ovations stellen sich erst ganz am Schluss der Applausordnung ein: ein untrügliches Zeichen für die nicht erfüllten Erwartungen. (frs)