Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

WAGNER DREAM
(Jonathan Harvey)
6. Juni 2007 (Premiere)

Radio 4 - Nederlandse Publieke
Omroep

Holland Festival

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

---

Bühne

---

Publikum

---

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


Tickets

+31 (0) 20 523 77 87

 

zurück       Leserbrief

Buddha als Traum

Wer mit dem Auto nach Amsterdam reist, wird mit zwei Stunden stop and go um Utrecht bestraft, erreicht die Westergasfabriek mit der Premiere von Jonathan Harveys Wagner Dream nicht - kann aber als Belohnung immerhin das Groß-Ereignis des Holland Festivals auf der Rückfahrt per Radio 4 des Nederlandse Publieke Omroep zumindest akustisch live miterleben!

Und da ist (bei gutem Empfang !) sehr Diffiziles zu hören, das sich im Kopf zur Bühne entwickelt: Jean-Claude Carriere hat ein ambivalentes Libretto entwickelt - mit den realen Ereignissen seines letzten Lebenstags in Venedig und seiner Obsession, eine Oper im Sinne buddhistischer Erlösung zu komponieren. Dazu werden die Rollen verteilt auf Sprecher und Sänger.

Jonathan Harveys Musik versucht nicht – wie letztens Siegfried Matthus mit seiner Cosima – Wagner-Kompositionen als Stimulus zu benutzen; da gibt es keine nachzuempfindenden Stimuli, da geht es mit Hilfe aktueller musikalischer Gesten um ein Hinwenden zu utopischen Vorstellungen ohne Rückgriffe auf vertraute Klänge. Harveys Musik zeichnet sich durch absichtsvolle Disparität aus, arbeitet mit überraschenden Clustern, benutzt sensibel die Mittel das fading-out und kontrastiert percussion-crescendi mit spröden Streicher-Klängen.

Das Ensemble ictus unter Martyn Brabbins vermittelt die Un-Gleichzeitigkeit von Sprache, Gesang und Musik mit viel Gespür für die vorgegebene musikalische Struktur und in Balance mit Sprechern und Sängern.

Johan Leysen artikuliert einen alternativ-suchenden Wagner mit melismatischen Tönen, Matthew Best lässt einen überzeugenden Vairochana hören, Dale Duesing ist ein düsterer Buddha, Claire Booth eine glaubwürdige Antagonistin Prakriti zur Ananda Gordon Gietz’.

Musikalisch wird das Treffen zweier Kulturen am Radio hörbar; die Tonmeister des Niederländischen Radios vermitteln einen keimfreien Studio-Klang – aber wie der mit dem szenischen Geschehen zusammengeht, das wird Opernnetz.de noch berichten!

Die live-Übertragung lässt nach fast zwei Stunden einen zunächst zögernden, sich dann steigernden Beifall hören, mit Bravos für Jonathan Harvey! (frs)