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Fakten zur Aufführung 

TRISTAN UND ISOLDE
(Richard Wagner)
9. Februar 2001

De Nederlandse Opera/ Het Muziektheater Amsterdam

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NACHTSPIEL

Selten ist die Geschichte von Tristan und Isolde als die "unmögliche Liebe" so intensiv zu erleben wie in Alfred Kirchners DNO-Inszenierung: in den ersten beiden Akten eher uninspiriert, voller heroischer Gesten und unvermittelter Beziehungen, aber im finalen Kareol-Akt zu höchster Intensität aufsteigend.
Ebenso geht es mit den Bühnenbildern von Annette Murschetz: zerrissene Elemente, quasi "legatofrei", im zweiten Akt mit einem schrägen Rasenstück die Architektur des Amsterdamer Stedelijk Museums zitierend, erst im dritten Akt zu klaren Formen findend. Ann Poppels Kostüme entsprechen diesem zwiespältigen Eindruck: beliebige Ledermäntel für die "Rahmenfiguren", aber identitätsstiftende Gewandungen für Isolde und Tristan.
Gerät das Bühnengeschehen erst mit dem Finale zu ingeniöser Aussage und Wirkung, so wirkt die musikalische Interpretation Sir Simon Rattles mit dem wunderbaren, riesigen Rotterdams Philharmonisch Orkest vom Tristan-Akkord des Vorspiels an bezwingend - nicht die "harte Droge" Wagner, nicht das hämmernde Pathos, nicht die unendliche Melodie als Begleitung des unendlichen Gesangs: sondern hochdifferenziert, transparent, differenziert Emotionen artikulierend, die Sänger weder zudeckend noch hofierend, die Stimmen vielmehr sensibel integrierend in die schwelgenden Klänge - eine Offenbarung!
Das Ensemble fand im Schlussakt zu außergewöhnlicher Präsenz: Gabriele Schnaut als bewusst sterbende Isolde, John Treleaven als leidender, sehnsuchtsvoll-verzweifelt sterbender Tristan, während Petra Lang als allwissende Brangäne ihren klangvollen Mezzo aufblühen lässt. Alan Helds Kurwenal und Richard Deckers Melot sind die schuldhaften Opfer des Dramas, die Robert Lloyds Klage als Marke glaubhaft werden lassen.
Das herrlich unprätentiöse Amsterdamer Publikum reagiert auf eine außergewöhnliche Tristan-Performance mit Respekt vor dem Inszenierungs-Konzept, mit lebhaftem Applaus für das exzellente Gesangsensemble und Ovationen für den faszinierenden Simon Rattle - Berlin kann sich freuen! (frs)