Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

MADAMA BUTTERFLY
(Giacomo Puccini)
1. April 2007
(Premiere: 9.3.07)

De Nederlandse Opera
(Het Muziektheater Amsterdam)

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 

zurück       Leserbrief

Erstarrte Gefühle

2002/2003 in Amsterdam gefeiert, ursprünglich 1993 für die Pariser Bastille geplant, ist Robert Wilsons Butterfly auch 2007 eine Attraktion der Amsterdamer Oper. Doch fasziniert heute vor allem der phänomenale Orchesterklang mit dem phantastisch perfekten Residentie Orkest. Jaap van Zweden entdeckt Akzente, die auch in vorherigen ambitionierten Präsentationen unbeachtet blieben. Da sind bislang nicht gehörte Kontroversen zwischen Streichern und Bläsern zu hören, da werden frappierende Dissonanzen eingebettet in lyrische Klänge, da wird die verzweifelte Suche Puccinis nach einer adäquaten Musiksprache existentiell nachvollziehbar.

Robert Wilsons höchste Reduktionen abstrahierter fernöstlicher Symbolik - mit den optisch kongenialen Kostümen Frida Parmeggianis – wirken in einer hyper-ästhetisierten Szene wie gefrorene Erstarrungen elementarster menschlicher Gefühle.

Artifizielle Bewegungen, demonstratives Schreiten und distanzierte Kontakte lassen Raum für eigene Assoziationen der involvierten Zuschauer. Sie konterkarieren allerdings die Emotionalität der bewegend-empörenden Geschichte und vermitteln kein durch Gegensatz gesteigertes Mit-Leiden. Der Eindruck abgehoben-absoluten Stilwillens fördert unbeteiligten Genuß, dringt nicht in existentielle Seelentiefen ein.

Roxana Briban gibt der Butterfly eine Fülle tiefempfundener Gefühle, lässt die stupenden Möglichkeiten ihrer Stimme zu bewegenden Emotionen aufblühen und beeindruckt durch

Regietreue verbunden mit sehr eigener Interpretation. Der stimmlich überzeugenden Ning Liang bleiben als Suzuki wenig Chancen zur Charakterisierung als Butterfly-Gegenpol. Marc Heller verleiht dem Pinkerton angestrengt-unflexiblen Tenorklang, und Anthony Michaels-Moore gelingt es nicht, die vorgegebene Statuarik des Sharpless mit stimmlicher Präsenz aufzuladen. Schade, dass auch Carlo Bosi, Roger Smeets und Andrzej Saciuk als Goro, Yamadori und Bonzo kaum eine Chance haben, ihre bekannt-ausdrucksstarken Stimmen angemessen einzubringen.

Das aufnahmebereit-erwartungsvolle Publikum im total ausverkauften Amsterdamer Muziektheater folgt in konzentrierter Spannung, feiert am Schluss Orchester und Solisten, standing ovations mit dem Auftritt Roxana Bribans! (frs)