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Fakten zur Aufführung 

CHINEESE HELDINNEN - EEN TRILOGIE
(Guo Wenjing)
2. Juni 2008 (Uraufführung)

Muziekgebouw aan’t Ij Amsterdam


Points of Honor                      

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Gesamtkunstwerk - chinesisch

Die uralte chinesische Oper mit ihren vielfältigen regionalen, musikalischen, ritualisierten Ausführungen, mit ihrer kommunikativen Komplexität – und Jahrtausende alte Mythen: Das sind die Quellen der faszinierend oszillierenden Musik von Guo Wenjing und des geheimnisvoll philosophierenden Librettos von Li Liuyi. Chinesische Musiktradition – gespielt auf alten chinesischen Instrumenten (jinghu, ruan, yuequin, sanxian, dizi) und einer percussion group – wird zum einen respektvoll-kompetent zelebriert, dann wieder aufgebrochen durch Pop-Zitate, gewinnt im Verlauf der kontemplativ-choreographischen Aktionen immer mehr an faszinierender Kraft.

In der Trilogie geht es um drei charismatische Frauenfiguren aus den Zeiten der alten Dynastien. Liang Hongyu ist die Geschichte einer Prostituierten, die es in den Kriegen zur Heldin brachte, danach in ihr altes Bordell zurückkehrt und dort ihr Retirement leben will, todunglücklich ist und eines Nachts von drei Geistern aus ihrer gloriosen Zeit besucht wird. Es entwickeln sich emphatische Kommunikationen über Liebe und Glück, über Freiheit und Zwang, über Aggressionen und die „Kraft des Herzens“ – mit dem gemeinsamen glücklichen Abgang der Heldin und ihrer drei „Verehrer“ -- zu den verfremdeten Klängen von Scotland the Brave: Zwei Kulturen mit kriegerischen Traditionen kommen musikalisch in der Hoffnung auf individuelles Glück zusammen.

Ausdruck der kulturellen Entwicklung im China heute? Auf jeden Fall ein extraordinäres Musiktheater-Erlebnis und – als Koproduktion mit dem Hong Kong Leisure and Cultural Services Department’s Ne Vision Arts Festival – ein authentischer Blick in das aktuelle chinesische Kulturleben!

Im herrlich offenen Muziekgebouw aan’t Ij – eines der architektonischen Highlights des „neuen“ Amsterdam – verfolgt ein intensiv mitgehendes Publikum den Klang des deklamatorischen Chinesisch, die ungewohnten Stimmregister chinesischen Gesangs, die bizarren Gesten und Gänge, die „exotische“ Musik – aber auch die zutiefst menschlich bewegenden Inhalte. Jubelnder Applaus, eine Fülle von Blumensträußen – und gestenreiche Kommunikation zwischen Bühne und Auditorium.

Bleibt zu hoffen, dass ein solches Dokument der neuen Welt-Hochkultur auch an anderen europäischen Orten vermittelt wird - etwa im „neuen“ Bayreuth: immerhin hat der „Meister“ zum Lebensende seine Nähe zur asiatischen Spiritualität erkannt! (frs)