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Liebe?
Die Kombination der beiden Werke lässt sich durch die Suche nach dem "wahren
Gefühl" erklären: überdeckt durch menschliche Boshaftigkeit - einmal tragisch,
einmal komisch. Matthias Oldag inszeniert "Spiele" zwischen Menschen mit
ihren Oberflächen und Abgründen, gewinnt durch kleine, aber hochsignifikante
Details den Bezug zum Heute.
Thomas Grubers Bühne (schwarzer Raum mit szenefüllendem Bett bei Zemlinsky,
hermetische Krankenhaussituation bei Puccini) versetzt die an sich selbst
leidenden und andere verletzenden Personen in beängstigend wirkende Räume.
Gabriel Feltz hat bei Zemlinskys Klangorgien erhebliche Mühe, das temperamentvolle
Philharmonische Orchester des Theaters Altenburg-Gera zu koordinieren,
bringt dann aber einen intelligent-differenzierten Puccini-Klang zu Gehör.
In Zemlinskiys hintergründiger florentinischer Ehebruchstragödie gibt
Teruhiko Komori dem betrogenen Simone baritonale Statur, Mathias Schulz
gibt den Prinzen Bardi als Macho-Feigling mit etwas engem Tenor, die Bianca
von Yvonne Füssel-Harris verkörpert die Ambivalenz weiblicher Wünsche,
stimmlich dramatisch-ausdrucksstark. Dass im Programmheft von der "Rettung
einer Ehe über einer Leiche" geschrieben wird, hat mit der Schlussszene
- Simones Selbsttötung - nichts zu tun, offenbar ein Missverständnis zwischen
Libretto, Dramaturgie und Regie.
Matthias Winter ist als Typ der ideal-listige Gianni Schicchi, Anke Berndt
eine überraschend naive Lauretta und Marcus Billen ein verliebter Gherardo,
das gesamte Ensemble sprüht vor Spielwitz, beweist sängerische Kompetenz.
Am Sonntag-Nachmittag ist das schöne Altenburger Haus bei diesen hinreißenden
Stücken leider schwach besucht. Doch beeinflusst hier - wie oft - die
Quantität der belegten Sitze nicht die Qualität der hochinteressierten
und lang anhaltend applaudierenden Zuschauer! (frs) |
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