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Fakten zur Aufführung 

DIE WALKÜRE
(Richard Wagner)
5. Juli 2007
(TV-Live-Übertragung Arte)

Festival Aix-en-Provence

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

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Bühne

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Publikum

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Kino-Zauber

Don Kent gelingt eine nahezu perfekte TV-Inszenierung der Aix-en-Provence–Inszenierung Stephane Braunschweigs: Die vielen intimen Dialoge (Siegmund/Sieglinde, Fricka/Wotan, Wotan/Brünhilde) werden filmisch verdichtet, präsentieren die ausdrucksvollen Sänger-Darsteller mit intensiver Mimik und intimer Kommunikation reflektierter Gefühle. Das ist nicht „repräsentative“ Oper, das wird – auch im heimischen TV-Bildschirm – zum überwältigenden Kino-Zauber.

Auch bei der sicherlich unterschiedlichen Ton-Qualität der Empfangsgeräte wird die emotionale Intensität der Wagner-Musik im insistierenden Beharren auf den Ausdruck elementarer Gefühle deutlich: Die Berliner Philharmoniker entdecken unter dem pfiffig-modernisierenden Simon Rattle zutiefst menschlich anrührende Momente der komplexen Musik Wagners – interpretieren die Melancholie von Aufbruch und Abschied.

„Typengerecht“ besetzt sind die Rollen: Robert Gambill ist als Siegmund ein aufbegehrender outcast, der seine hoffnungslose Situation hingebungsvoll auslebt. Eva-Maria Westbroek gibt der Sieglinde liebend-entsagenden Charakter. Mikhael Petrenko ist ein stoisch-machohafter Hunding. Eva Johansson verkörpert eine Brünhilde mit jugendlicher Unbefangenheit und irritiertem Tochter-Vater-Komplex. Willard Whites Wotan ist als resigniert-abdankender Göttervater ein bildhaft-sprechender gescheiterter Autokrat. Lilli Paasikivi wirkt authentisch als weiblich-kämpferisch argumentierende Fricka. Die Walküren werden zu kollektiv agierenden Individuen, die in ihrer heterogenen Aktion keine Chance haben gegen Wotans Befehle.

Stimmlich wird nicht auf opulent-spektakuläre Brillanz gesetzt, sondern der Zusammenhang von Darstellen und Singen wird für den TV-Zuschauer erfahrbar - ein gesungenes Film-Melodram mit allen Ingredienzien klassischen Kinos!

Braunschweigs sparsam-abstrakte Bühne mit fokussierenden Elementen wird in der TV-Regie zum optisch-interpretierenden Ambiente, abseits jeglicher naturalistischer Abbildung.

Die Live-Übertragung zeigt beim Schluss-Applaus ein hingebungsvoll begeistertes Festival-Publikum im neuen Festspielhaus in Aix-en-Provence - vor dem heimischen Bildschirm sitzt man zu dritt sprachlos ob des erlebten emotional überwältigenden Erlebten. (frs)