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Fakten zur Aufführung 

LA TRAVIATA
(Giuseppe Verdi)
26. April 2002 (Premiere)

Theater Aachen

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Aachens "Traviata" wird zum Triumph für Romelia Lichtenstein: eine junge Sängerin mit emotionaler Ausstrahlung, einer ungemein beseelten Stimme und einer beeindruckenden Phrasierungskunst, biegsam in der Mittellage, wohlklingend auch in den selbstbewusst angegangenen Höhen - ein großartiger Auftritt der Sängerin, die vor einer Woche noch als Mozarts Donna Anna in Rostock zu erleben war!

Mit Lionel Lothes ist ein statuarischer Germont zu sehen, der aber mit einem Bariton hinreißt, dem alle Ingredienzien der großen Klasse zukommen. Der ein wenig enge Tenor Dario Schmuncks hat es da schwer, doch zieht er sich mit mutigen Attacken auf das C hoch achtbar aus der Affäre! Hans Lydman gibt einen außergewöhnlich präsenten Douphol, wie auch alle übrigen "kleinen" Rollen hochkompetent besetzt sind - zu schweigen von einem äußerst spielfreudigen und stimmsicheren Chor (Leitung: Bernhard Moncado).

Das Sinfonieorchester Aachen unter dem fordernden Marcus R. Bosch betont die dramatischen Aspekte der Verdi-Komposition, übertreibt mit brutal-hämmerndem Schlagzeug und exaltierten Flöten.

Andreas Wilkens baut eine Bühne wie ein Anatomie-Amphitheater des 19. Jahrhunderts, mit einer Galerie für das bourgeoise Publikum, das der Sektion der lebenshungrig-todgeweihten Violetta und ihrer Beziehung mit dem ewig-unreifen Alfredo verfolgt. Die zeitgenössischen Kostüme Imke Sturms vermitteln in ihrer Opulenz das zynische Klima des aufkommenden selbstbewussten Bürgertums um 1850.

Die Idee, der realen Violetta eine zweite gegenüberzustellen, macht Joachim Rathkes intelligentes Inszenierungskonzept deutlich: ein unvermeidlicher Untergang wird seziert. So findet sich Violetta immer wieder wie auf einem Seziertisch präsentiert, wobei das Bild des Konzertflügels (am Ende unter der Decke hängend) überstrapaziert wird - allerdings mit dem Erfolg, daß die erzählte Geschichte deutlich wird.

In Aachen bejubelt ein ungemein begeisterungsfähiges Publikum die Solisten, das Orchester, den Chor, das Regieteam - eine phantastische Atmosphäre: Die Premiere ist in Aachen ein gesellschaftliches Highlight.

Franz R. Stuke


Foto: © Frank Heller