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LIFE MUST GO ON
Von Kurt Weills "Chanson-Stil" ist
in Street Scene wenig zu hören: er orientiert sich vielmehr am Big Band-Jazz,
an Gershwin und dem amerikanischen Musical-Sound. Diese eklektische Mischung
interpretiert das Sinfonieorchester Aachen (Leitung Bernhard Moncado)
hoch authentisch, setzt vor allem im Schlagzeug vibrierende Akzente.
In einer himmelstürmenden, zugleich beengenden Skyscrapper-Schlucht mit
den in Verliesen führenden Metalltreppen (Bühne: Thomas Armster) spielt
sich das Alltagsleben ab, eindrucksvolle Studien des amerikanischen Credos
"Life must go on" - trotz menschlicher Kränkungen, aggressiver Nachbarschaft
und radikal-mörderischer Realität (Dramaturgie: Sophie Becker).
Bruno Klimek nutzt die Räume für ein hektisches Kommunikations-Tohuwabohu,
gibt aber Chancen für die Individualisierung der nur im Pragmatismus existierenden
Personen, die aneinander leiden.
Diese diffus-beklemmende Unabänderlichkeit wird vom hoch motivierten Aachener
Ensemble hinreißend leidenschaftlich demonstriert. In emphatischer Darstellung
und musikgerechten "Arien" und Ensembles beweist das Aachener Theater
seine enorme Leistungsfähigkeit, immerhin sind ca. dreißig (!) Rollen
zu besetzen (und das auch noch in Doppelbesetzungen). In Erinnerung bleiben
die jugendlich-unbefangene Judith Berning als Rose, der brachiale Vater
Derrick Lawrence, die hilflose Mutter Lisa Graf sowie Michael Ende als
verstört-liebender Sam.
Das Aachener Publikum - sehr viele junge Zuschauer - lässt sich schnell
auf gängige Musik und nachvollziehbare Konflikte ein, spart nicht mit
Beifall! (frs)
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