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Fakten zur Aufführung 

RIGOLETTO
(Giuseppe Verdi)
16. Februar 2008
(Premiere: 3. Februar 2008)

Theater Aachen


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Oper der Gesellschaft

Historisch-zeitlos: der gebrochene Rigoletto steuert als Opfer einer zynisch-aggressiven Gesellschaft unaufhaltsam in die Katastrophe. Gilda ist diesem Furor gnadenloser Zerstörungskräfte hilflos ausgeliefert – liegt am Ende von allen verlassen tot auf der Bühne – ganz allein.

Ewa Teilmans inszeniert sehr konzentriert, mit viel Sensibilität für die kollektiven Möglichkeiten des beweglichen Chors, mit feinem Gespür für zwischenmenschliche Annäherungen, aber auch mit vielen Phasen unmotivierter Statik. Da soll wohl die Leidenschaft aus dem Spiel genommen werden; doch diese Zurücknahmen bewirken keine inneren Spannungen, sondern verzögern nur den vorgegebenen Ablauf.

Elisabeth Pedross stellt mächtige, bewegliche Wand-Elemente auf die Bühne, die Räume im Renaissance-Stil andeuten, eine citta storica insinuieren und im opulenten Schlussbild Flussufer mit Stadt-Silhouette zeigen. Schade, dass das so imaginative Anfangsbild mit flackernden Spiegelsäulen nicht durchgehalten wird. Petra Bongards Kostüme bestimmen mit ihrer Differenzierung kollektiver „Salon-Uniformierung“ und individueller Typisierung den Kontrast von Gesellschaft und Individuum.

Das Sinfonieorchester Aachen findet unter Daniel Jakobi keinen durchgängigen Duktus, beginnt hochdramatisch mit verzögerten Tempi, verlegt sich auf ruhige Begleitung, setzt dann wieder knallige Effekte und verabschiedet sich mit schmelzender Lyrik.

Igor Morosow lässt die großen Möglichkeiten seiner Stimmkraft hören, beeindruckt mit intensiven Piani, variiert die Artikulation – hat aber bei Registerwechseln Probleme, seine Stimme unter Kontrolle zu halten. Jean-Francois Borras gibt dem Herzog ein fließendes Legato, sein kultivierter Tenor strömt verhalten auf dem Atem, vermittelt das Gefühl von sensibler Emotionalität, steigert sich nur selten in gekonnt-verhaltene Höhen. Michaela Maria Mayer ist als unbegriffen-leidende Gilda ein Muster an agiler Stimmkultur: samtweich in den lyrischen Passagen, brillant in den gefühlvollen Koloraturen, kraftvoll in der ausdrucksstarken Mittellage, ungemein klangschön in den mörderischen Höhen.

Pawel Lawreszuk gibt einen stimmlich reservierten Sparafucile, und Iva Danova verleiht der Maddalena mit ihrem wandlungsfähig-sicherem Mezzo selbstbewussten Charakter.

Das Aachener Solistenensemble singt auf bemerkenswertem Niveau, der Chor beeindruckt mit abgestimmtem kollektiven Gesang.

Im begeisterten Aachener Publikum kommt es am Ende zu standing ovations; wenn auch viele Holländer und Belgier im Auditorium vertreten sind, für die dieser Ausdruck von Applaus zu den Theater-Konventionen gehört: Das Aachener Musiktheater ist offenbar in der Stadt und der Region „angekommen“ – Glückwunsch! (frs)

 

 






Fotos: Theater Aachen