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Fakten zur Aufführung 

DIE PERSER
(Klaus Lang)
19. Juni 2003

Theater Aachen

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Meditativ

Aischylos produzierte mit den "Persern" das erste erhaltene Drama der Weltgeschichte, zugleich ein Zeitstück über den historischen Bruch um 500 v. Chr. - der hypertrophe Xerxes vermag die Weltmacht Persien des weisen Darlios nicht gegen die demokratischen Athener zu halten. Klaus Lang wählt ca. 100 Zeilen aus dem Werk und komponiert dazu eine Musik, die "für sich steht, als ein Gegenstand ohne Zweck".

Langs Musik für großes Orchester vermittelt über neunzig Minuten intensive pianissimo-Klänge, die Prinzipien der Minimal-Musik hörbar werden lasen und in Chorpassagen an Gregorianik und Spirituals erinnern. Die Texte werden von verschiedenen Stimmen gesungen, vom höchsten Sopran (Xerxes) bis zum tiefsten Bass (dem Geist Darlios). Eine Verständlichkeit ist offenbar nicht intendiert, der dramatische Zusammenhang von meditativem Wohlklang und brutaler historischer Situation bleibt außen vor.

Allein die regalförmige Bühnenkonstruktion von Pia Janssen mit Räumen für die warnende Atossa, den Geist des Darlios, Xerxes und dem Chor der reflektierenden Greise sowie für ein hilflos agierendes Mädchen und einen selbstbewusst chargierenden Cowboy ergeben Ansätze für eine Deutung des Geschehens das Fragmentarische betonend.

Paul Esterhazy - der knapp und kompetent in das Werk einführt - setzt mit dem Lichtdesign von Eduard Joebges Handlungsakzente der dramatis personae, hat aber mit seinen Bemühungen keine Chance gegen die weichspülenden Fluten der Langschen Meditation. Allein im karikierenden Cowboy-Auftritt verlässt Lang das pianissimo, findet zu drängender Aussage, findet den anklagenden aplomb.

Jeremy Hulin perfektioniert mit dem phantastisch klangstabilen Sinfonieorchester Aachen den vorgegebenen Klang. Ebenso wie der bewundernswerte Herrenchor im sostenuto-Grummeln Höchstleistungen an kollektiver Klangdisziplin präsentiert und die Gesangssolisten ihre Möglichkeiten darstellen: Sibylle Fischer als warnende Atossa, Gundula Peyerl als klangreiner Xerxes, Claudius Muth mit schwarzem Bass als Darlios-Geist und Andreas Joost als atemlos berichtender Bote.

Im Aachener Theater ist ein informiertes Publikum hörbar atemlos beteiligt, bleibt am Schluss aber ratlos zurück: autonome Musik und epochale Kriegsangst - wie geht das zusammen? (frs)


Foto: © Frank Heller