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Fakten zur Aufführung 

LOHENGRIN
(Richard Wagner)
11. Februar 2007 (Premiere)

Theater Aachen

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Deutsche Mythen, deutscher Alltag

Es ist offensichtlich ein enormer Kraftakt des wagemutigen Aachener Hauses, und – nehmt alles nur in allem – er ist gelungen. So sind sie (sind sie so?), die Deutschen: kollektiv verführbar, gespalten in naive enttäuschte Gläubigkeit und abgründige Konsequenz der Nachtseiten, am Ende mit dem Schwert in der Hand. Ludger Engels sieht die ältere und neuere Geschichte mit großer Skepsis.

Und die realistisch-reduzierte Bühne von Ric Schachtebeck im Stil von Dew/Pilz aus den 80er Jahren – Kühlschrank und Küchentisch als Unterkunft von Ortrud und Telramund, ein 60er Jahre-Interieur als Brautgemach, eine Tribüne für das Volk - liefert das entsprechende Ambiente. Dazwischen immer wieder der Schwan, vorbeigetragen als permanentes Mythos-Symbol. Gabriele Jaeneckes Kostüme lassen das Immer-Gleiche in historischer Variation assoziieren.

Marcus R.Bosch erzeugt mit dem Sinfonieorchester Aachen einen „gläsernen“ Klang - durchsichtig, aber auch hart und scharf!

Das korrespondiert mit dem eindeutig auf Durchsetzung orientierten Gesang. Der große Chor (Leitung: Frank Flade) sprengt mit seiner power beinah die akustischen Möglichkeiten des intimen Hauses. Die hoch präsenten Solisten interpretieren ihre anspruchsvollen Rollen zum Teil mit eigenwilligem Wagner-Verständnis: Irina Popova gibt der Elsa dramatischen Impetus, Johannes von Duisburg ist - überraschenderweise - ein eher zurückhaltend intonierender Telramund und Götz Seiz bleibt als Heerrufer ein „weicher“ Bote. Rachael Tovey überzeugt als full power-Ortrud, mit unbändiger stimmlicher Kraft und beklemmender Ausstrahlung. Norbert Schmittbergs hell strahlender Tenor verleiht dem obskuren Lohengrin flexiblen Klang und verzichtet auf schmelzende Lyrismen. Woong-Jo Choi gelingt ein großartiger König Heinrich – gebrochen im Agieren, mit einem zuverlässig-aussagestarken Bass-Bariton und beeindruckender Phrasierungskunst.

In Aachen sind die Foyers neu gestaltet: neuer Teppichboden, zahlreiche „logistische Stationen“, Tische und Sitzgruppen - das animierte Publikum fühlt sich „wohnlich“ aufgehoben. Die Resonanz auf das Gesehene und Gehörte ist euphorisch, steigert sich zu standing ovations, allerdings mit kräftigen Buhs für das Regieteam – da spielen offenbar einige nicht einsehbare Verrätselungen eine Rolle. (frs)