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Fakten zur Aufführung 

X-MAL REMBRANDT
(Eugen Zador)
17. Dezember 2007
(Premiere: 16. Dezember 2007)

Oper Köln
Wallraf-Richartz-Museum


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Autonomie der Kunst und Kommerz

Er hatte wohl den Sinn für „Aktualität“, der kosmopolitische Ungar Eugen Zador (1894 bis 1977), Kompositeur von 120 Hollywood-Film-Musiken (u.a. Ben Hur), zahlreicher „Sinfonischer Dichtungen“ und Opern in den Zwanziger Jahren. In seiner Themenwahl ist er verwandt mit Korngold (Filmmusik), Krenek (Johnny spielt auf) und Hindemith (Neues vom Tage). „X-Mal Rembrandt“ thematisiert die Kommerzialisierung der Kunst, die Verscherbelung von Kunstwerken durch finanziell notleidende Institutionen, den Fälschungs-Topos und die unfunktionale Leidenschaft für Kunst.

Die Kölner Oper greift die vergessene musikalische Burleske verdienstvollerweise auf, verlegt den Spielort ins Wallraf-Richartz-Museum. Uwe Hergenröder lässt das Geschehen um das kostbar-deutungsreiche Rembrandt-Selbstbildnis als Zeugnis kreisen, integriert die Foyers, Treppen und Ausstellungsräume zu einer disparat-integrierenden Spiellandschaft, verweist damit permanent auf den Gegenstand der Zador-Oper. Und die Zuschauer erleben die nicht-geradlinig-narrative Geschichte um den klammen Museumsdirektor, dessen amourös bedingte Verkaufsstrategie, die amerikanische kunstbesessene Lady, den lustvollen Plagiator, das schick-ignorante Besucherpaar – geleitet durch karikierende „Museumsführer“. Der genius loci lebt – und der Zusammenhang der Künste wird erlebbar.

Kerstin Faber positioniert einige wenige Accessoires – Highlight: ein nachgestellter „Kuss“ von Rodin! -, akzentuiert „museale“ Wahrnehmung als Verständnis für die Autonomie der Kunst (Figuren steigen aus Bildern, Museumsführer verweisen auf Rezeptions-Konventionen).

Rupert Burleigh leitet Quartette, Klavier-Begleitung, Akkordeon-Untermalung, Bläser- und Keyboard-Intermezzi sehr umsichtig an verschiedenen Orten in der weitläufig verwinkelten Museumsarchitektur – und die Musiker des Gürzenich-Orchesters sind mit lustvollem Engagement bei der Sache.

Burleigh und Martin Zehn haben Zadors Vorgaben differenziert eingerichtet. Das animierte Publikum stiefelt hingebungsvoll durch das Museum, lässt sich auf Ambiente, Kunst-Problematik und Musik mit Genuss und Verständnis ein.

Ulrich Hielscher spielt, artikuliert und singt den Museumswärter mit satter Präsenz; Alexander Fedin gibt dem korrupten Museumsdirektor entsprechend-ambivalente Stimme; David Pichlmaier verleiht dem fälschenden Maler prima Tenor-Töne; Regina Richter ist die zickige reiche Amerikanerin ; Andrés Felipe Orozco Martinez und Susanne Niebling überzeugen als affektiertes Besucherpaar – das Ensemble vermittelt Spiel-Leidenschaft mit viel Sinn für Ironie.

Uraufgeführt wurde das heiter-kritische Werk übrigens am 24. Mai 1930 in Gera – da könnte es doch eine Wiederbelebung geben!! (frs)







Fotos: Klaus Lefebvre