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Die Wagner-Stadt


 
 

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Wagner-Werkstatt Zürich

Es ist nichts Besonderes, wenn sich Festspiele im Jahr 2013 dem Komponisten Richard Wagner verschreiben. Besonders werden sie dann, wenn sich die ausführende Stadt mit Wagner historisch identifizieren kann, und ihr Programm auch danach ausrichtet. Die Festspiele Zürich suchen sich einen Nischenplatz, da das Thema Wagner in Zürich noch recht unbeleuchtet ist, und bieten dafür ein innovatives Programm.

1849 flieht der seit den Dresdener Maiaufstand steckbrieflich gesuchte Richard Wagner nach Zürich. Neun Jahre verbringt er hier in fruchtbarer Arbeit. Grund genug für verschiedenste Kulturinstitutionen, dem Jubilar die kommenden Festspiele zu widmen, die am Wochenende vom 14. bis 16. Juni feierlich eröffnet werden. Treibhaus Wagner sind die Festspiele überschrieben. Christine Albrecht, Leiterin der Geschäftsstelle, erläutert den Grundgedanken.

„Wir haben uns darauf verständigt, dass in unserem Treibhaus Wagner Projekte angestoßen werden, die die Zürcher Zeit, die für Wagner so ungeheuer schaffensreich war, abbilden sollen. Treibhaus meint, dass Wagner hier ganz viel angestoßen hat, wie beispielsweise die Dichtung des Ring oder des Tristan. Das Treibhaus steht damit für die progressive Energie Wagners in seiner Züricher Zeit.“ Daher verzichtet die Oper Zürich am Eröffnungswochenende bewusst auf eine große Opernaufführung oder Jubiläumsgala. Stattdessen steht im Mittelpunkt die Uraufführung von Richard Wagner - Wie ich Welt wurde, eine erstmalige Koproduktion von Opernhaus und Schauspielhaus Zürich. Autor und Regisseur dieser wahren Fantasie in zwei Akten mit Musik aus dem Werk von Richard Wagner ist Hans Neuenfels, der durch seine eigenwilligen Deutungen mancher Oper bekannt ist. Albrecht vermutet, dass sich dahinter kein neues Skandalstück verbirgt und erklärt die Wahl von Neuenfels: „Schauspielhaus und Opernhaus wollten jemanden auswählen, der weder auf der Seite der leidenschaftlichen Wagner-Vergötterer noch auf der Seite der leidenschaftlichen Wagner-Verächter steht. Sie wollten jemanden finden, der dieses Thema mit Faszination, fundierter Kenntnis, aber auch einer nötigen Distanz und gleichzeitig aus der Sicht des Theaters und der Oper behandeln kann.“

Eigens für die Eröffnungsmatinee am 15. Juni verfasst Nike Wagner ihren Vortrag Geretteter Revolutionär oder tobender Asylant? Richard Wagner in seiner „neuen Schweizer Heimat“. Hier sollen die unbekannteren historischen Details, etwa dass Wagner bereits für Zürich den Plan hatte, sein Festspielhaus zu bauen, ans Tageslicht kommen. Auch Anstöße, Wagners Musik neu wahrzunehmen, werden bei den Festspielen Zürich unternommen: David Zinman und das Tonhalle-Orchesters Zürich führen beim Eröffnungskonzert die Klavierlieder Wagners in einer klangsinnlichen Orchestrierung von Hans Werner Henze auf. Dahinter verbirgt sich, so erklärt Geschäftsstellenleiterin Albrecht, keine Verfremdung durch Henze. Die Lieder entsprechen dem Wagner-Klang.

Es soll brodeln in Zürich

Ein ernst gemeintes, fast kammermusikalisches Erlebnis verspricht Albrecht für die Jazz-Interpretation von Dieter Illg, der die Motive des Parsifal in zwölf Variationen bearbeitet. „Eigentlich ist es ein klassisches Jazzkonzert, was auf sehr respektvolle Art und Weise die Frage vermittelt, wie man Wagner im Jazz verwenden kann.“ Den Bogen zur Stadt Zürich zurück schlägt die Ausstellung Walküren über Zürich. 150 Jahre Wagner-Aufführungen, die im Kunsthaus zu sehen ist. Szenenfotos, Bühnenbildentwürfe und andere Exponate unterlegen die „ungemein große Tradition der Stadt Zürich, Wagner-Opern aufzuführen.“

Spannend, experimentell und innovativ präsentieren die Festspiele „die Themen, die Wagner hier in der Schweiz in seiner wichtigen Schaffensperiode beschäftigt haben, in einem spartenübergreifenden bunten Strauss.“ Mit dem Treibhaus Wagner, so hofft Christine Albrecht, wird die Stadt Zürich, die in erster Linie nicht als klassische Wagner-Stadt gilt, einen substanziellen Beitrag zum Wagner-Jahr 2013 leisten.

Christoph Broermann, 3.6.2013

 


Christine Albrecht leitet die
Geschäftsstelle für das Festival
Treibhaus Wagner in Zürich.


Hans Neuenfels, erst Provokateur,
dann Grandseigneur der Regie, trägt
eine Fantasie in zwei Akten zum
Festival bei.


Nike Wagner will in ihrem Vortrag mit
weitgehend unbekannten Details aus
Richard Wagners Leben punkten.


Auch die Villa Wesendonck wird zum
Treibhaus Wagner bei den
Festspielen Zürich.