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Von großen Fischen und kleinen Guppys
Tanzfestivals gibt es viele im Lande, und ihre Existenz steht meist auf wackeligen Beinen. Ihr Programm zeichnet sich sinngemäß durch einmalige, temporäre Zusammenkünfte meist internationaler Produktionen unter einem zusammenführenden Schwerpunkt aus. In Mainz wurde mit tanzmainz festival #1 ein neues Projekt aus der Taufe gehoben, das zumindest finanziell auf soliden Füßen zu stehen scheint. Intendant Markus Müller und Festivalleiter Honne Dohrmann haben ein Panoptikum des zeitgenössischen Tanzes zusammengestellt. Das verspricht zumindest das vollgepackte Programmheft. Hier reihen sich neben Größen der Tanzszene auch viele kleine Tanzkollektive und Choreographen hintereinander.
Honne Dohrmann ist seit Beginn der Spielzeit 2014/15 Tanzdirektor am Staatstheater Mainz. Zusammen mit dem Intendanten Markus Müller kam er aus Oldenburg in die Landeshauptstadt. Dohrmann ist kein gelernter Tänzer und choreographiert auch nicht für seine Compagnie. Dafür hat er sich seit Jahren einen Namen gemacht in der Etablierung verschiedener Festivals. Den Einstand in Mainz hält nun das tanzmainz festival #1, das vom 3. bis zum 21. März dieses Jahres stattfindet.
Das Programm kann sich sehen lassen: Internationale Größen der Tanzszene werden in Mainz zu Gast sein, aber auch Newcomer und kleine Projekte wurden eingeladen. Ebenso wird es für Neugierige zeitgenössischen Tanzunterricht geben; Profis haben die Möglichkeit, an einer Master Class teilzunehmen, und es wird gefeiert. Bei den so genannten dance walks durch die Mainzer Innenstadt soll der Stadtraum als Tanzraum erlebbar sein. Somit sollte niemandem langweilig werden dürfen, vorausgesetzt, man interessiert sich für den zeitgenössischen Tanz.
Auch Nichttänzer sind willkommen
Die Eröffnung des Festivals macht die Vertigo Dance Compagnie aus Israel mit Vertigo 20. Ein Stück zum 20-jährigen Bestehen der Compagnie, das eine nach eigenen Angaben „faszinierende Welt der Rituale“ offeriert. Die folgenden Tage bieten ein teils dichtes, teils in den Theateralltag gut eingeplantes Festivalprogramm voller Abwechslung. So gibt es an Samstagen die Möglichkeit, an den bereits erwähnten dance walks teilzunehmen. Ebenso gibt es zwei Tanztrainings für so genannte Nichttänzer und eine Master Class mit dem finnischen Choreographen Tero Saarinen. Der Finne wird hier einen Einblick in seine Bewegungstechnik gewähren. Zielgruppe sind Profis und jene, die es einmal werden wollen.
Abends werden im großen Haus des Theaters die ebenfalls großen Namen der zeitgenössischen Tanzszene ihre Produktionen zeigen. Der Hauschoreograph des britischen Royal Ballet, Wayne McGregor, wird mit seiner Company Random Dance das Stück Far zeigen. Der finnische Choreograph Tero Saarinen wird mit einer deutschen Erstaufführung zu Gast sein, in der nur Männer tanzen. Am letzten Tag gibt sich die Belgierin Anne Teresa De Keersmaeker die Ehre und ihre Compagnie Rosas wird Drumming aus dem Jahre 1970/71 zum Festival beisteuern.
Aber auch andere Räume beherbergen das tanzmainz festival #1 in der Woche: So wird es im kleinen Haus Stücke von ungarischen Tänzern und Choreographen zu entdecken geben. Diese wurden, unter Bezugnahme auf die schwierige (kultur)politische Situation des Landes leider etwas unglücklich mit Ein Abend für die Ungarn betitelt, was aber keinem Spendenaufruf gleichkommen soll.
Internationalität als künstlerischer Schwerpunkt
Die Tanzcompagnie des Staatstheaters Braunschweig wird ebenso im kleinen Haus auftreten, wie Creations Estelle Clareton & Montreal Danse aus Kanada mit der deutschen Erstaufführung S’envoler. Intimere Produktionen wird es ebenfalls zu sehen geben: José Navas wird mit personae zur späten Stunde auftreten, damit das Publikum von der vorangegangenen Vorstellung herüberkommen kann. Der Belgier Jan Martens wird in Sweat baby sweat die alles verzehrende Liebe auf die Bühne bringen. Natürlich wird auch die heimische Kompagnie tanzmainz auf diesem Festival vertreten sein und Einblicke in zukünftige Produktionen bieten. An ausgewählte Veranstaltungen schließt sich die Gelegenheit an, im Künstlergespräch mehr über die versammelten Repräsentanten des zeitgenössischen Tanzes in Erfahrung zu bringen.
Auch wenn mit tanzmainz festival #1 das Rad nicht neu erfunden wird, so bietet es doch einmal mehr die Möglichkeit für Fans des zeitgenössischen Tanzes, spannende Choreographien in ihrem heimischen Theater zu erleben. Die dicken Fische als Zugpferde einzuladen und eine Auswahl vieler kleiner und wendiger Produktionen dazu zu gesellen, erfordert kuratorisches Feingefühl. Da sollte es zu verschmerzen sein, dass der einzige rote Faden dieses Festivals vielleicht die Internationalität oder der zeitgenössische Tanz sein mag. Ein nachhaltiger Austausch wird vielleicht schwer zustande kommen. Das Programm ist eine Aneinanderreihung gut ausgewählter Gastspielproduktionen, die in anderen Stadttheatern die gesamte Spielzeit über vereinzelt zu sehen sind. Das Ganze komprimiert in einer Woche erleben zu können, hat den Reiz, der Festivals nun mal innewohnt. Anregungen wird der geneigte Zuschauer allemal mit nach Hause nehmen können.
Jasmina Schebesta, 26.1.2015
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