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Bühne frei für den Umbau
Für das Staatstheater Nürnberg wird es ernst: Die Bühnentechnik des Opernhauses muss erneuert, das Haus dafür längere Zeit geschlossen werden. Jetzt liegt es am Freistaat Bayern und der Stadt Nürnberg, ob sie ein geeignetes Ausweichquartier finden oder es anderen Städten nachmachen.
Anfang des vergangenen Jahrhunderts entstand in Nürnberg das spätere Opernhaus, das wegen seiner wunderschönen Jugendstilarchitektur weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt wurde. Selbst der durch die Nationalsozialisten vorgenommene Umbau der Innenarchitektur im neoklassizistischen Stil konnte daran nichts ändern. Vor nahezu anderthalb Jahrzehnten wurde das Haus behutsam saniert und modernisiert. Jetzt ist endlich die Bühnentechnik dran. "Im Grunde genommen arbeiten wir immer noch wie ein Kulissentheater der Barockzeit", erklärt Peter Theiler, Staatsintendant und Operndirektor, warum die Erneuerung unumgänglich ist. Schnelle Verwandlungen der Bühne beispielsweise sind nicht möglich, was gerade die Kooperation mit anderen Häusern erschwert. Um die Technik auf den neuesten Stand zu bringen, muss das Haus für mehrere Jahre geschlossen werden.
Der Zeitpunkt scheint gut gewählt. Intendant Theiler verweist darauf, dass die Abonnentenzahlen in den vergangenen vier Jahren um ein Drittel gesteigert werden konnten. Auch von Seiten des Landes, von Sponsoren, Fördervereinen und Mäzenen erfahre das Staatstheater eine intensive und kontinuierliche Unterstützung.
Gegenwärtig wird intensiv über eine Ausweichspielstätte nachgedacht, die nach dem Auszug des Musiktheaters auch als Konzert- und Veranstaltungsort genutzt werden könnte. Einigkeit über einen passablen Standort wurde bis dato nicht erzielt. Zunächst wird vom Freistaat Bayern und von der Stadt Nürnberg eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Der bayerische Finanzminister Markus Söder, CSU, und Kunstminister Wolfgang Heubisch, FDP, haben jetzt bekannt gegeben, dass die Übergangslösung nicht mehr als 3,6 Millionen Euro kosten dürfe. Diese Summe sei in den Haushalt eingestellt worden.
Im Zusammenhang mit der Suche nach einer Ausweichspielstätte gerät auch das Schicksal der unter Denkmalschutz stehenden Meistersingerhalle in die Debatte. Für Heubisch ist die Tauglichkeit des Veranstaltungsortes als Konzertstätte inakzeptabel. Gründe dafür sieht er in den unzulänglichen akustischen Verhältnissen, bei fehlenden gastronomischen Angeboten und am "coolen Flair". Musiker betonen immer wieder, dass die gegenseitige Hörbarkeit beim Zusammenspiel stark eingeschränkt sei. Damit ist die Diskussion eröffnet. Eine Zeltlösung, wie etwa in Düsseldorf, Heidelberg oder jetzt in Köln praktiziert, komme für Nürnberg nicht in Frage, äußert der Minister seine Ansicht. Immerhin haben die Nürnberger aus den Beispielen anderer Städte schon etwas gelernt: Sie favorisieren eine Lösung in der Stadtmitte. Das Theater Krefeld Mönchengladbach etwa musste seine Spielstätte auf die grüne Wiese verlegen, als das Haus in Mönchengladbach-Rheydt umgebaut wurde. Folge: Die Abonnenten verabschiedeten sich reihenweise und die Umsatzeinbrüche gingen weit über die Schmerzgrenze hinaus.
Egon Bezold, 24.9.2012
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