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Festival in Slowenien


 
 

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Lichtpünktchen, Pauken, Trompeten und Kanonen

Ljubljana, oder zu deutsch Laibach, ist die Hauptstadt von Slowenien. Die knapp 300.000 Einwohner umfassende Stadt ist das wirtschaftliche, politische und kulturelle Zentrum des Landes. Hier findet im Sommer alljährlich das traditionelle Ljubljana Festival statt. Die Festivaleröffnung bietet als gesellschaftliches Ereignis ein Konzert in romantischer Umgebung – und zeigt schon mal, auf welchem Niveau sich das Festival bewegt.

„Ins Herz der eigenen Erlebnisse“ soll man das diesjährige Sommerfestival stellen: Das wünscht sich entsprechend dem heurigen Motto Darko Brlek vom Publikum. Dafür verspricht der Intendant ein vielfältiges, qualitativ hochstehendes Programm für das bereits zum 61. Mal stattfindende Ljubljana Festival. Dass die Festspiele, die heuer bis 10. September dauern werden, schon längere Zeit in der Festival-Oberliga mitspielen, haben sie in den vergangenen Jahren mehrfach bewiesen.

Beeindruckend war das internationale Staraufgebot, auch konnte man durchaus mit vielen, interessanten Eigenproduktionen punkten, wobei der Schwerpunkt, so auch dieses Jahr, beim Konzertsektor liegt. Trotzdem werden aber weder Oper noch Ballett vernachlässigt. So sind als Höhepunkt dieser Saison Anfang September szenische Aufführungen von Richard Wagners Rheingold und Walküre als Gastspiel des Mariinski Theaters St. Petersburg unter Valery Gergiev geplant. Die beiden weiteren Teile des Ring des Nibelungen sind für 2014 vorgesehen.

Traditionell finden viele Veranstaltungen im Freien statt, wie etwa im Krizanke, dem Innenhof eines alten Klosters, oder am Kongresni Trg, dem Kongress-Platz. Das malerische Ambiente des Kongress-Platzes mit den beleuchteten, pittoresken Gebäuden wie der Universität, der barocken Ursulinenkirche und der Philharmonischen Akademie, wo unter anderem auch Gustav Mahler wirkte, wie auch der Blick auf die oben thronende Laibacher Burg schaffen einen würdigen Rahmen. Auch die anwesende Prominenz sorgt für ein glanzvolles Eröffnungskonzert: Immerhin geben neben vielen slowenischen Repräsentanten, an der Spitze Staatspräsident Borut Pahor, auch der Earl of Wessex, nämlich der britische Prinz Edward und seine Gemahlin, die Countess Sophie ebenso wie der japanische Prinz Akishino und seine Prinzessin Kiko der Eröffnungszeremonie die Ehre.

Kleine Pannen in großartiger Umgebung

Eine kleine, schwebende Lichterkette kurz zu Beginn und verschiedenfarbige, teils blinkende, sich verändernde, ferngesteuerte Lichtpünktchen, die an verschiedenste Sternbilder erinnern, über der malerisch beleuchteten Burg erscheinen erst spät zum Finale: Das ist die eher bescheidene Ausbeute der im Vorfeld groß angekündigten musikalischen Visualisierung von Ars Electronica aus Linz, mit der man erstmals neue Wege gehen wollte. Aber sonst wird das Festival mit Pauken, Trompeten und tatsächlich auch Kanonen, die bei Peter Iljitsch Tschaikowskis Ouvertüre 1812 zum Schluss mit viel Getöse, Feuer und Rauch abgefeuert werden, effektvoll und klangvoll eröffnet.

Dazu trägt das erst 2011 gegründete Orchester Purpur, das aus lauter jüngeren Musikern aus ganz Europa besteht, bei. Nicht immer ganz im Einklang, aber mit großem Temperament und mitreißender Spielfreude musizieren sie auch das Vorspiel des dritten Aktes der Oper Lohengrin von Richard Wagner und, um der heurigen Jubiläumskomponisten voll gerecht zu werden, auch den populären Zigeunerchor aus Giuseppe Verdis Il trovatore.

Aber auch Töne geistlicher Verinnerlichung und machtvoller Kraft steigen gleich zu Beginn empor: Anton Bruckners monumentales Te Deum ist beim Orchester und den vereinigten kroatischen und slowenischen Chören unter dem energiegeladenen und spannungsvoll agierenden Ivan Repusič in guten Händen. Es beeindrucken auch das Solistenquartett, allen voran Aljaž Farasin mit höhensicherem, voluminösen Tenor, aber auch Martina Zadro mit feinem Sopran, Jelena Kordič mit weichem Alt, und Lucijan Batinić mit vibratoreichem Bass.

Ein großes Manko ist die mangelhaft ausbalancierte Verstärkeranlage, die das Orchester und hier speziell die Streicher unterrepräsentiert, hingegen Blechbläser, Sänger und Chor zu dominant in den Vordergrund stellt. Zudem lässt sie viel zu scharfe und zu wenig durchhörbare Töne zu. Mangels dieser Transparenz ist es auch schwer – altes Leiden von Open-Air Konzerten insgesamt – Feinheiten verlässlich zu beurteilen.

Nicht nur die offiziellen Sitze im Auditorium sind voll ausgelastet, sondern zahlreiche, ebenfalls begeisterte Zaungäste verfolgen das Konzert, das auf die ungebrochene Faszination des Festivals hinweist. Ein Festival, das durch sein spannendes und abwechslungsreiches Programm eigentlich schon längst eine größere internationale Bedeutung verdient hätte.

Helmut Christian Mayer

 


Japanisches Prinzenpaar, slowenischer
Ministerpräsident und der Earl of
Wessex: Viel Prominenz zur
feierlichen Eröffnung.


Purpur nennt sich das Orchester, das
sich aus jungen Musikern aus ganz
Europa zusammensetzt. Am Einklang
fehlt es nocht etwas.


Vor der zauberhaften Kulisse der Burg
Laibach konnten die Gäste ein
abwechslungsreiches Konzert genießen.


Von der Illumination hatte man sich
viel versprochen. Das Ergebnis war
eher verbesserungswürdig. Aber das
Festival entwickelt sich weiter.


Das Solistenquartett Aljaž Farasin,
Martina Zadro, Jelena Kordič und
Lucijan Batinić begeisterte das
Publikum mit Bruckners Te Deum.

Fotos: Miha Fras