Mal sind es kleiner werdende Budgets, mal der Wunsch, junge Talente frühzeitig an das Haus zu binden, ein andermal wollen die Häuser die Nachwuchsförderung institutionalisieren. Der talentierte Opernnachwuchs kann sich über mangelnde Nachfrage derzeit nicht beklagen. Ein vielleicht in der Bundesrepublik einmaliges Projekt hat jetzt das Theater Krefeld Mönchengladbach aufgelegt.
Operndebüt ist nicht ins Leben gerufen worden, um billiges Personal zu rekrutieren, sondern um dem Nachwuchs eine echte Chance zu geben, frühzeitig den professionellen Theaterbetrieb kennenzulernen“, betont Andreas Wendholz, Operndirektor und stellvertretender Generalintendant des Theaters Krefeld Mönchengladbach, um möglichen Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Tatsächlich erhalten die Studenten der Robert-Schumann-Hochschule für Musik in Düsseldorf für ihr Engagement ein monatliches, adäquates Salär. Das Projekt Operndebüt hat Wendholz zusammen mit Thomas Gabrisch, Dekan der Hochschule und Leiter der Opernklasse, ins Leben gerufen. Eine Spielzeit lang bekommen fünf von der Hochschule empfohlene Studierende, die sich durch ein Vorsingen am Theater qualifiziert haben, die Gelegenheit, an Opernproduktionen im professionellen Theaterbetrieb mitzuarbeiten. Zwar nehmendie Studierenden der Opernklasse auch an eigenen Hochschulinszenierungen teil. Die aber werden höchstens zwei bis drei Mal gezeigt. Im Theater Krefeld Mönchengladbachhaben die Studierenden hingegen die Möglichkeit, ihre erarbeiteten Rollen in zahlreichen Repertoireaufführungen zu singen, weiter an ihrer Interpretation zu feilen und auch Kondition zu erlernen. Hier wird der Studienspaß schnell zum harten Berufsalltag.
Ausprobieren dürfen sich in dieser Spielzeit die fünf Studierenden Agnes Lipka, Monika Rydzkowski, Artur Grywatzik, Patrick Ruyters und Ricardo Marinello vor allem am Weihnachtsmärchen der Kinderoper Die kleine Seejungfrau Rusalka. Dabei erweist sich gleich Agnes Lipka als besonderer Glücksgriff in der Titelrolle. Operndirektor und Dekan, die das Projekt in lockerem Kontakt miteinander begleiten, zeigen sich hochzufrieden. „Die Studierenden haben unsere Erwartungen mit ihrem Einsatz noch übertroffen“, freut sich Wendholz. Und auch über die Märchenoper hinaus zeigen sich die jungen Künstler bei Aufgaben in anderen Neuproduktionen als junge Profis, wie etwa Monika Rydzkowski als Barbarina in der Inszenierung von Figaros Hochzeit. Man denkt bereits darüber nach, in welcher Form das Projekt in der kommenden Spielzeit weitergeführt werden kann. „Ausgeschlossen ist nichts“, sagt der Operndirektor, muss dabei immer zwischen finanziellen Zwängen und künstlerischen Wünschen abwägen. Die Robert-Schumann-Hochschule und das Theater Krefeld Mönchengladbach haben hier eine Lücke in der Nachwuchsförderung geschlossen. Nachahmung empfehlenswert!
Michael S. Zerban, 13.12.2011
Wenn Sie auf den blauen Pfeil vor der Überschrift klicken, hören Sie Agnes Lipka als Rusalka und Ricardo Marinello als Prinzen.
Die kleine Seejungfrau Rusalka in der
Bearbeitung von Susanne und Karsten
Seefing für das Theater Krefeld
Mönchengladbach
Studentin Agnes Lipka vom Operndebüt spielt und singt
die Titelrolle.
Studentin Monika Rydzkowski stellt
in der Rusalka auch die Zofe dar.
Auch in Figaros Hochzeit glänzt Monika
Rydzkowski, diesmal als Barbarina.