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Feierstunde in Heidelberg


 
 

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Nur für Komponistinnen

Der Preis ist weltweit der einzige Preis, der ausschließlich an Komponistinnen vergeben wird, und die Liste der Komponistinnen, die ihn seit seiner Stiftung 1987 erhielten, ist beeindruckend: Sie reicht von Adriana Hölszky über Sofia Gubaidulina bis hin zu Ruth Zechlin, Unsuk Chin und Olga Neuwirth oder zuletzt Jamilia Jazylbekova. Soeben hat die Bulgarin Maria Panayotova den „Heidelberger Künstlerinnenpreis“ erhalten.

Heidelberger Stadthalle. Im Rahmen des vierten Philharmonischen Konzerts des Theaters und Orchesters Heidelberg ist auch eine Preisverleihung vorgesehen. Der „Heidelberger Künstlerinnenpreis“ geht auf eine Initiative von Roswitha Sperber zurück, die mit vielen Festivals als eine der ersten den Blick vor allem nach Osteuropa und das dortige Musikschaffen lenkte. Der Preis ist mit 5000 Euro und einer Bronzeskulptur verbunden; seit einigen Jahren vergibt das Theater und Orchester Heidelberg zudem einen Kompositionsauftrag. Das jeweilige Werk wird beim städtischen Sinfoniekonzert aus der Taufe gehoben.

Die 36jährige Maria Panayotova – diesjährige Preisträgerin – studierte überwiegend in den USA, hat in Cincinnati promoviert, erhielt zahlreiche Stipendien und Preise und kombiniert „experimentelle Formen des Komponierens sowohl für akustische als auch elektroakustische Instrumente“, wie die Laudatio vermerkt. Zudem verarbeitet sie visuelle Eindrücke zu Videos auf Großleinwand, die dann mit der Musik synergetische Effekte hervorrufen können und sollen.

So jetzt auch mit ihrem Stück Rodopi für Orchester und Videoeinspielung, das Generalmusikdirektor Yordan Kamdzhalov mit dem Orchester realisiert. Das 15-minütige Werk versucht, den Begriff Heimat zu umkreisen. Allerdings: Das Stück ist eher brav als aufregend gearbeitet, auch die Visualisierung mit leicht verfremdeten Naturlandschaften aus den „Rodopi“-Bergen und folkloristisch angehauchten Tanzszenen in Negativ-Farben muten weniger „atmosphärisch ausgelassen“ als friedvoll-bieder an. Die weitgehend konsonanten Klangbilder passen zu dieser Harmonie im Einklang mit der Natur; die rhythmische Raffinesse aber, die Panayotova einarbeitet, geht in der Uraufführung noch unter.

Als Volltreffer des Abends entpuppt sich der junge Pianist Michail Lifits, dessen wunderschönes Legato-Spiel in Mozarts A-Dur-Konzert (KV 414) ebenso zu bewundern ist wie sein intimes Piano aus sensibler Anschlagskultur heraus. Den zweiten Treffer darf sich der Dirigent für seine Interpretation von Tschaikowskys fünfter Sinfonie zuschreiben, die ein Publikum selten in so tiefgründiger, mit herrlichen Spannungsbögen durchsetzter Manier zu hören bekommt, zumal das Orchester hier über sich hinauswächst. Und die Besucher in Heidelberg sind zufrieden bis begeistert.

Eckhard Britsch, 11.1.2013

 


Feierliche Verleihung des
Künstlerinnenpreises mit Komponistin
Maria Panayotova, Preisgründerin
Roswitha Sperber, Stadträtin Annette
Trabold, Intendant Holger Schultze
(v.l.n.r.)


Maria Panaytova präsentiert am
Abend eine Uraufführung ihres Werks
Rodopi.


Michail Lifits begeistert das Publikum
mit wunderbarem Klavierspiel.