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Schultheater


 
 

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Im Schultheater fürs Leben lernen

Die Angebote vieler Theater für Kinder und Jugendliche sind längst aus dem Stadium der Weihnachts- und Wintermärchen heraus. Kinder- und Jugendvorstellungen, Projekte für junge Leute, eine enge Zusammenarbeit mit Schulen und Jugendgruppen gehören zum guten Ton, ja zum Standard der Programmgestaltung. Viele Häuser, ob in Gelsenkirchen, Oldenburg oder  Mülheim an der Ruhr leisten sich Theaterpädagogen, die diese Kontakte intensiv und einfallsreich pflegen. Sie alle wissen: Sie kümmern sich um ihre „Kunden“ von morgen.

Die Theaterpädagogen setzen eine Linie fort, die um 1920 in Verbindung von Ansätzen der deutschen Kunsterziehungsbewegung und der Erlebnispädagogik im Rahmen der deutschen Reformpädagogik entstand. Intensive theaterpädagogische Arbeit findet sich heute an zahlreichen Schulen, zum Beispiel der Helene-Lange-Gesamtschule in Wiesbaden, Preisträgerin des Deutschen Schulpreises 2007. Diese Initiativen nutzen die starke Motivationskraft, die von der Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen ausgeht. Sie fördern andere als die intellektuellen Ausdrucksmöglichkeiten im darstellenden Spiel und leben vom Gemeinschaftserlebnis und der beim Spiel im Team erforderlichen Verlässlichkeit. Theaterprojekte führen häufig bisher wenig erfolgreiche Schüler zu überraschenden Leistungen.

Die Gelsenkirchener Schultheater-Tage, die in Zusammenarbeit des Musiktheaters im Revier (MiR) mit dem privaten Consol-Theater stattfinden, spiegeln das wider. Der Musiktheaterpädagoge Kolja Buhlmann kümmert sich um dieses Festival, besorgt die Ausschreibung, sichtet die eingehenden Bewerbungen und unterstützt die Auswahl einer Fachjury und einer Schülerjury, die meist aus einem Leistungskurs einer Schule hervorgeht. Eine andere Schülergruppe erledigt die gesamte Dokumentation der Schultheatertage und fungiert als Pressegruppe. Das erfreuliche Echo von bis zu 15 Schulen enthält einen harten Kern von Schulen, die jedes Jahr dabei sind. Aber auch neue Teilnehmer lassen sich für den Wettbewerb gewinnen. Kolja Buhlmann sieht in den Lehrerinnen und Lehrern meist aus dem Literatur-, Theater- oder Musikbereich die entscheidenden Brückenbauer zum Theater.

Klaus Wissing, Lehrer an der Gesamtschule Ückendorf aus Gelsenkirchen, bringt  in diesem Jahr gleich zwei Gruppen mit. Er freut sich, dass  die Arbeit der Theater-Fachgruppe vom Kollegium anerkannt wird. Die Kollegen schätzen den Beitrag zum positiven Image der Schule als „sehr hoch“ und sehen, wie gestalterisch-kreativ begabte Schüler ihre spezifische Leistungsfähigkeit präsentieren. Schwieriger sei es, einigen Eltern zu erläutern, dass auch beim Theaterspiel etwas „geleistet“ würde.

Im Wettbewerb sind alle Schulformen beteiligt. Sie bereiten in Projekten Aufführungen vor, entwerfen und gestalten Stücke nach eigenen Ideen und bringen sie auf die Bühne. Sie proben in eigener Regie, unter Beteiligung ihrer Lehrer oder mit Hilfe eines Theaterpädagogen.

In diesem Jahr kommen acht Aufführungen auf die Bühne. Klassiker wie Peter und der Wolf ebenso wie eine Musicalbearbeitung des The Secret Garden oder eine „poetische Revue“ als Eigenproduktion. Eine Schülerjury bewertet diese Aufführungen und vergibt den Schülerpreis, daneben gibt eine Fachjury ihr Urteil ab. Außerdem werden bei der Preisverleihung Schülerinnen und Schüler aus Essen und Gelsenkirchen ein gemeinsames Kompositionsprojekt aufführen, das in Kooperation des MiR und der Philharmonie Essen in viermonatiger Arbeit entstanden ist.

Die Gelsenkirchener Schultheatertage haben Tradition. Zum 12. Male präsentieren sie ihre Stücke im professionellen Rahmen eines „richtigen“ Theaters. Das sind mächtige Herausforderungen für alle, die an den Aufführungen beteiligt sind und sich dabei richtig ins Zeug legen. Und für viele der eingeladenen Besucherklassen wird das die erste Begegnung mit Theater life sein - vielleicht kommen sie auf den Geschmack.

Horst Dichanz, 28.1.2012

 

Fotos: Gesamtschule Ückendorf,
Consol Theater