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Festspiele in Erfurt


 
 

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Sommeroper

Der Sommer ist die Zeit der Open-Air-Veranstaltungen. Zahlreiche Festspiele bieten inzwischen - auch in den angrenzenden Nachbarländern - interessante Aufführungen unter freiem Himmel. Fest etabliert haben sich inzwischen die Domstufen-Festspiele in Erfurt. Ein großer Name für eine Oper unter freiem Himmel.

Mehrere hunderttausend Besucher hat das Sommerspektakel seit 1994 alljährlich angezogen. Vor der 700 Jahre alten Kulisse von Mariendom und St.-Severi-Kirche steigen 70 Stufen den Domberg hinan - Platz genug für eine Opernaufführung. Die nennt sich Domstufen-Festspiele und wird vom Theater Erfurt ausgerichtet.

In diesem Jahr erwartet die Zuschauer wieder mal eine ganz besondere Aufführung. Das darf mit Fug und Recht behauptet werden, denn die Inszenierung von Guy Montavon, Intendant des Theaters Erfurt, wurde bereits im vergangenen Jahr in St. Gallen, Schweiz, aufgeführt. Damals schrieb die örtliche Presse: "Vor der imposanten Kulisse der St. Galler Kathedrale gewinnt der Konflikt zwischen christlichem Abendland und islamischem Orient anschauliche Konturen." Montavon erzähle die sprunghafte Geschichte in einer schlüssigen Weise, die Festspieltauglichkeit mit differenzierter Aussage verbinde.

Die Rede ist von Giuseppe Verdis Die Lombarden. Vor dem Hintergrund des Ersten Kreuzzuges erzählt die Oper von der Fehde zweier Brüder, die immer blutig, letztlich tödlich verläuft und in Buße endet. Verdi setzt dabei den in Nabucco eingeschlagenen Weg fort: Statt eines stringenten Handlungsgefüges gibt es Bilder, die Gelegenheit zu spektakulären Szenen und großen Chor-Tableaux bieten. Ideal also, um in lauer Sommernacht für die eine oder andere Gänsehaut zu sorgen. Zudem sorgt der aktuelle Bezug für zusätzlichen Reiz: Das oft gescholtene Textbuch Temistocle Soleras erweist sich als visionär im Hinblick auf den Zusammenprall der Kulturen und Religionen unserer Tage.

Im großen Chor der Sommerfestspiele erscheint es durchaus klug, sich auf eine Oper mit 15 Vorstellungen zu konzentrieren. Da sollte sich auch im touristischen Terminkalender durchaus ein Platz für einen Vorstellungstermin finden. Ergänzt werden die Festspiele auch in diesem Jahr wieder um Pippi Langstrumpf, der Wiederaufnahme eines Musicals nach Astrid Lindgren mit der Musik von Georg Riedel, das tagsüber auf den Domstufen aufgeführt wird und die Kinder ansprechen soll.

Vielleicht hätte es der Name auch eine Hausnummer kleiner getan. Aber inzwischen ist er fest etabliert, wen interessiert das also noch? Immerhin findet eine spannende Aufführung auf der vielleicht schönsten Freilichtbühne Thüringens statt.

Michael S. Zerban, 14.3.2012

 

Fotos: privat