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Fakten schaffen
Ist eine politische Situation festgefahren, kann es schon mal nützlich sein, Fakten zu schaffen, um die Verhandlungen wieder in Fahrt zu bringen. Dirk Elbers, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf, hat jetzt gleich mehrere Pfähle in den Boden gerammt. Ob damit die Verhandlungen zur Vertragsverlängerung der so genannten Opernehe, die Ende März kommenden Jahres ansteht, vorankommen, ist fraglich, denn die Finanzierung ist nach wie vor nicht gesichert.
Lange stand die Frage im Raum: Bleibt er unter solchen Bedingungen überhaupt? Heute konnte Oberbürgermeister Elbers die Nachricht verkünden: Martin Schläpfer, Chef des Balletts am Rhein, wird seinen Vertrag verlängern. „Diese Entscheidung bringt Klarheit für mich und meine Compagnie. Ich habe in den letzten Monaten viel über meine berufliche Zukunft nachgedacht. Trotz vieler Möglichkeiten – ich brauche einen Acker, ich möchte verwurzelt sein“, begründet der Chefchoreograf seine Entscheidung, die ihm der Oberbürgermeister ordentlich versüßt hat. Schläpfers Compagnie soll nun endlich ein neues Probenhaus bekommen. Schon länger war amtlich, dass das Probenhaus am Niederkasseler Kirchweg weder sinnvoll umgebaut noch erweitert werden kann, um den Bedürfnissen der Compagnie gerecht zu werden. Allerdings war daraufhin nichts weiter passiert. Jetzt will Elbers ein neues Balletthaus in Public Private Partnership bauen lassen. Das heißt, ein privater Investor erstellt den Bau und vermietet ihn dann an die Stadt. Ein beliebtes Modell vor allem bei Kommunen mit klammen Kassen. Schläpfer freut sich über das Versprechen: „Es ist europaweit ein Zeichen, wenn eine Stadt sich entscheidet, dem Tanz mehr Raum zu geben, ihm ein neues Haus zu bauen.“
Freude im Rathaus
Zeitgleich wurde bekannt, dass auch Axel Kober, Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg, seinen Vertrag verlängern werde. Damit bleibt der Stadt die Troika aus Generalintendant Christoph Meyer, Axel Kober und Martin Schläpfer auf jeden Fall bis 2019 erhalten. Meyer begrüßt die Entscheidung in mehrfacher Hinsicht. „Es ist ein klares Bekenntnis und ein wichtiges Signal für unsere Mitarbeiter, aber auch in Richtung Duisburg. Der Kapitänsstand ist wieder besetzt. Wir können das Schiff gemeinsam weiter steuern und zuversichtlich nach vorn schauen“, sagt er durchaus im Bewusstsein, dass vor dem Dickschiff Deutsche Oper am Rhein noch einige Klippen liegen. So ist die Verlängerung des Kooperationsvertrages zwischen Düsseldorf und Duisburg bislang mehrfach verschoben worden, und vor einigen Tagen musste sich Köln aufgrund der eigenen Haushaltslage gegen eine Ballettkooperation mit Düsseldorf entscheiden. Auch Ute Schäfer, Kulturministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, hatte bereits in einem Interview klar zum Ausdruck gebracht, dass es mit ihr kein „Staatsballett“ geben werde, das Land also das Ballett nicht finanziell unterstützen werde. Damit ist die Finanzierung unklarer denn je.
Optimismus allerorten
Das Thema Finanzierung blendete Elbers bei der Bekanntgabe der Vertragsverlängerungen aus. Vielmehr hob er auf die übergeordnete Bedeutung dieser Entscheidung ab. „Das hohe künstlerische Niveau und der Erfolg der Deutschen Oper am Rhein haben auch Namen: Christoph Meyer als Generalintendant, Martin Schläpfer als Ballettdirektor und Axel Kober als Generalmusikdirektor haben in den letzten Jahren bewiesen, dass sie in Düsseldorf und Duisburg für ein exzellentes musikalisches und tänzerisches Angebot sorgen. Deshalb freue ich mich, dass es gelungen ist, das gesamte Team für weitere fünf Jahre zu gewinnen.“ Auch Meyer strahlt vor Optimismus. Zwar rechne er mit weiteren Etatkürzungen. Aber mit einer erfolgreichen Mannschaft werde auch das zu schaffen sein. Elbers hat mit seiner Entscheidung klare Fakten geschaffen. Und er hat ein positives Signal gesetzt, indem er Schläpfer und damit die letzte große Compagnie des Landes Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf gehalten hat. Ob das Duisburger Rathaus auch versteht, dass Kulturpolitik genauso wichtig ist wie Wirtschaftspolitik, werden die Ratsmitglieder im kommenden März beweisen können.
Michael S. Zerban, 12.12.2012
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