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Operntester in Düsseldorf


 
 

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Don Giovanni zum Ausprobieren

Seit drei Jahren gibt es an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg die Operntester. Jetzt wird die Aktion erstmals im Rahmen einer Abschlussarbeit wissenschaftlich betreut. Die Düsseldorfer Fachschule für Tourismus hat sich gemeinsam mit dem Marketing und der Abteilung Junges Publikum der Oper an junge Leute gewendet – und erst mal Öffentlichkeit hergestellt. Zur Nachahmung empfohlen.

Am Anfang steht Ernüchterung. Eine Online-Umfrage unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen ergibt, dass zwei Drittel von ihnen noch nie in der Oper waren. Die gute Nachricht: Die Umfrageteilnehmer sind für neue Angebote offen, und knapp mehr als die Hälfte der Befragten erklärt sich bereit, das Angebot eines kostenlosen Testbesuchs wahrzunehmen. Durchgeführt haben die Umfrage Sabrina Huth, Stefanie Heller und Pia Kruse, die derzeit ihre Abschlussarbeit an der Düsseldorfer Fachschule für Tourismus schreiben. „Außerdem haben wir herausgefunden, dass die Befragten sich über Freizeitaktivitäten hauptsächlich über das Internet informieren, speziell über Facebook“, begründet Sabrina Huth die Idee zu ihrer Untersuchung.

Seit drei Jahren betreiben die Theaterpädagoginnen Karoline Philippi und Maike Fölling an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg (DOR) die Aktion Operntester. Jugendliche können sich via Mail an die Abteilung Junges Publikum wenden, um die Oper einmal kostenlos besuchen zu dürfen. Eigentlich eine gute Aktion, die allerdings mehr auf dem Zufallsprinzip beruht und sozusagen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Da stoßen die Studentinnen mit ihren Ideen auf weit offene Ohren.

Mit Dialog zum Erfolg

Eine Facebook-Seite wird eingerichtet, und über das Internet wird verbreitet, dass 16- bis 28-Jährige die Möglichkeit haben, Operntester zu werden. Sie dürfen kostenlos eine Aufführung der Mozart-Oper Don Giovanni besuchen und bei einer Führung einen Blick hinter die Kulissen werfen. Einzige Bedingung: Die jungen Leute müssen anschließend ihre Eindrücke auf der Operntester-Seite schildern. Der Teilnehmerkreis ist auf 30 Interessenten begrenzt. Schnell gehen die ersten Anmeldungen ein. Von 30 Jugendlichen, die eine Zusage erhalten haben, erscheinen tatsächlich 21 zum Termin. „Angesichts der kritischen Witterungsbedingungen und einer Vollsperrung am Hauptbahnhof Essen eine Quote, mit der wir außerordentlich zufrieden sind“, freut sich Marketingleiterin Heide Koch, die das Projekt betreut. Von den jungen Menschen, die sich da quasi zum blind date zusammengefunden haben, ist Koch begeistert. Die Operntester, von denen die wenigsten überhaupt schon einmal eine Opernaufführung besucht haben, kommen aus Solingen, Remscheid, Oberhausen, Bochum und natürlich auch aus Düsseldorf. Gespannt und von Anfang an in bester Stimmung stöbern sie im Kostümfundus, haben viel Spaß an den Plateau-Schuhen, die für die Oper Platée von Jean Jacques Rameau angefertigt wurden, und staunen, als sie den technischen Aufwand der Bühne entdecken. So geht es in bester Laune in die aufwändige Aufführung des Don Giovanni.

Die Aktion geht weiter

Schon in der Nacht trifft der erste Bericht auf der Facebook-Seite ein. „Das Bühnenbild war beeindruckend, die Darsteller überzeugend und die Musik einnehmend“, schreibt Dennis Mlinzk. Jetzt sind die Studentinnen und die Projektbeteiligten an der DOR auf die übrigen Kommentare im Internet gespannt. Fest steht nach diesem erfolgreichen Abend schon jetzt, dass die Operntester-Seite auch über die Abschlussarbeit hinaus weiter betrieben wird. Für das kommende Jahr ist bereits eine weitere Aktion geplant. Marketingleiterin Koch ist sich des Aufwandes einer solchen Aktion schon bewusst. Aber nicht ganz unberechtigt ist ihre Hoffnung, an diesem Abend 21 begeisterte Multiplikatoren gewonnen zu haben, die die Faszination Oper in ihre Freundeskreise hineintragen. „Dann hat es sich doch gelohnt“, sagt sie. Und damit hat sie wohl Recht.

Michael S. Zerban, 13.12.2012

 


Die Bühnentechnik ist mindestens so
aufregend wie die Aufführung selbst.


21 Operntester fanden sich in der
DOR ein, um eine Aufführung von
Don Giovanni mitzuerleben.


Der Kostümfundus in den Kellern
der DOR fasziniert nicht nur die jungen
Damen.


"Ist das nicht lebensgefährlich?" Die
Plateauschuhe im Schuhfundus lösen
Staunen aus.


Sabrina Huth, Stefanie Heller und Pia
Kruse schreiben ihre Abschlussarbeit
über die Operntester.

Fotos: Paul Esser