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NEWS 

Händel in Braunschweig


 

Günther Graf von der Schulenburg verantwortet das Soli Deo Gloria
Festival seit 2006.

 

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Hochkarätiger Händel-Zyklus

Das Soli Deo Gloria Festival hat sich seit 2006 nicht nur zu einem beliebten kulturellen Ereignis in der Region Braunschweig entwickelt, sondern auch weit über die Grenzen hinaus zu einem anerkannten Festival für die Musik der Zeit Bachs und Händels, aber auch noch älterer Musik.

Künstlerischer Leiter und spiritus rector des Festivals ist Günther Graf von der Schulenburg. Er erzählt, wie es überhaupt zu der Idee kam, das Festival zu gründen: „Begonnen hat das Ganze im Jahr 2002, als ich den Dirigenten John Elliot Gardiner anlässlich seines Salzburger Konzertes während der Mozartwoche kennengelernt habe.“ Im Anschluss an das Konzert kamen Graf von der Schulenburg und Gardiner ins Gespräch. Sie sprachen über Bach, über Konzerte in Kirchen, aus welcher Region der Graf kommt und prompt kam der Gedanke auf, einmal ein Konzert zusammen zu veranstalten. Das war dann 2003 eine Aufführung der Johannespassion im Kaiserdom zu Königslutter. 2004 gab es mit Gardiner am selben Ort die h-Moll-Messe, 2005 die Matthäuspassion. Diese Konzerte fanden jeweils im März oder April, zu den Werken passender Zeit also, statt und waren volle Erfolge. Daraus ist letztlich die Idee entstanden, ein ganzes Festival daraus zu machen.

2006 erlebte das Festival seine Premiere. In verschiedenen Kirchen in Braunschweig und Umgebung gab es in der Vorweihnachtszeit Konzerte, eines mit dazu passenden Kantaten Johann Sebastian Bachs  in der inzwischen bewährten Besetzung mit John Elliot Gardiner, den English Baroque Soloists und dem Monteverdi Choir. Schon im ersten Jahr kamen jedoch weitere bedeutende Spezialisten für die ältere Musik dazu, etwa Konrad Junghänel, der eine Aufführung von Monteverdis Marienvesper leitete. In den folgenden Jahren richteten sich die Programme an wichtigen Stationen des Kirchenjahres aus, immer mehr bedeutende Ensembles wie Il Giardino Armonico kamen hinzu. „Mir war wichtig, authentische Spielorte zu finden und Originalklangensembles zu gewinnen, ich bin einfach ein Fan dieser Barockmusik“, erzählt Graf von der Schulenburg und lässt dabei keinerlei Zweifel aufkommen, mit wie viel Herzblut er, der hauptberuflich Land- und Forstwirt ist, sich der Sache angenommen hat und seit Beginn großzügige Sponsoren dafür gewinnen konnte.

Zum ersten Mal Oper gab es im Jahr 2009, dem ersten Festivaljahr ohne Beteiligung John Elliot Gardiners. Händel stand da in seinem Jubiläumsjahr auf dem Programm. Im Staatstheater Braunschweig kam die kaum noch zu hörende Oper Arianna in Creta durch Christopher Hogwood und die Academy of Ancient Music zur Aufführung. Nicht ohne Grund, denn nach der Uraufführung im Londoner Haymarket Theatre erlebte das Werk seine erste Reprise im damaligen Hoftheater Braunschweig. 2011 im Mai stand mit Antonio Vivaldis Juditha Triumphans nicht nur ein fast in Vergessenheit geratenes weltliches Oratorium Antonio Vivaldis auf dem Programm, sondern vor allem ein Werk, das in direktem biographischen Bezug zum Festivalgründer steht. Vivaldi schrieb das Werk 1716 zu Ehren eines Feldherrn, der Korfu gegen die Türken verteidigte. Der Name dieses Feldherrn war Johann Matthias Graf von der Schulenburg – ein Vorfahre des heutigen Festivalchefs. Vivaldi widmete dem Urahnen auch eine Oper, die jedoch bis auf eine Arie verschollen ist.

Das nächste Festival wird im Mai 2012 stattfinden und das Repertoire behutsam in die Zeit Mozarts ausweiten. Diese Erweiterung des Spektrums hat auch damit zu tun, dass das frühere Braunschweig Classix Festival, was sowohl für große Namen als auch für publikumswirksame Crossover-Projekte sorgte, aus finanziellen Gründen eingestellt wurde und somit vom Kulturmarkt der Region verschwunden ist. Diese Lücke will Graf von der Schulenburg nicht füllen. Er nimmt den Anlass gleichwohl zur Gelegenheit, das Kernfestival vorsichtig zu erweitern. Dazu gehört auch die Reihe dreier hochkarätig besetzter, konzertanter Aufführungen von Opern Georg Friedrich Händels. Alan Curtis und das Ensemble Il Complesso Barocco werden im Staatstheater Braunschweig Giulio Cesare, Deidamia und Ariodante präsentieren. Die Sängerbesetzung beinhaltet eine Reihe von Namen, die gerade für dieses Repertoire internationale Reputation genießen – Romina Basso, Marie Nicole Lemieux, Karina Gauvin, Klara Ek, Roberta Mameli und schließlich, für die Titelpartie in Ariodante, Joyce DiDonato. Zu allen drei Aufführungen wird die in Venedig lebende berühmte Schriftstellerin Donna Leon eine Einführung geben.

Ob die Oper auch in den folgenden Jahren ein Bereich wird, der im Soli Deo Gloria Festival stärkere Berücksichtigung findet, da ist sich Graf von der Schulenburg noch nicht sicher. Vorstellbar wäre, sobald das Lessing-Theater in Wolfenbüttel nach der Restaurierung wiedereröffnet ist, dort auch einmal an szenische Projekte zu denken. Aber das ist noch Zukunftsmusik.

Christian Schütte

Informationen zum Festival gibt es hier.


Die Schriftstellerin Donna Leon, hier
mit Alan Curtis, ist für die Einführungen
zuständig.


Klara Ek gilt als Expertin für Alte Musik
und wird im kommenden Jahr am
Festival teilnehmen.


Joyce DiDonato wird in der Oper
Ariodante die Titelpartie geben.