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Pläne für Beethoven


 
 

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Beethoven als Avantgardist und Humanist

Nike Wagner, Urenkelin des Komponisten Richard Wagner, hat im Bonner Alten Rathaus ihren Vertrag als Intendantin des traditionsreichen Beethovenfestes unterzeichnet. In einer außerordentlichen Sitzung des Kulturausschusses der Stadt stellte sie ihre Pläne für die künftige Intendanz vor: Behutsame Änderungen und verstärkte Kooperationen stehen auf dem Programm.

Erstaunliches geschah in Bonn: Ohne jedes öffentliche kommunale Gezänk entschieden sich die Politiker, die promovierte Kulturwissenschaftlerin Nike Wagner als neue Intendantin des Beethovenfestes zu berufen. Nachdem sie am 27. Juni im Bonner Alten Rathaus ihren Vertrag unterzeichnet hatte, stellte die Noch-Intendantin des Kunstfestivals Pèlerinages in Weimar in einer Sondersitzung des Kulturausschusses erste Skizzen ihrer zukünftigen Programmatik vor. Beethoven bleibt, wie unter der scheidenden Intendantin Ilona Schmiel, weiterhin das Zentralgestirn der Festspiele. Aber um dieses Zentrum herum sollen weitere Sonnen erstrahlen. Unter Wagners Leitung soll es jedoch eine stärkere konzeptionelle Durchdringung des Programms geben.

Durch die Einbindung der „Originalklang-Bewegung“ wird der spezifische Orchesterklang des 19. Jahrhunderts näher erforscht, Beethoven im Kontext der Revolutionsmusiken seiner Zeit dargestellt oder die Wirkung Beethovens auf spätere Symphoniker wie Berlioz, Nielsen, Ives oder Karl Amadeus Hartmann in größeren Orchesterzyklen aufgezeigt werden. „Das Publikum soll wieder hören lernen!“ fordert Wagner.

„2014 – das bin nicht ich! Ich bin aber dankbar, dass es so gut vorbereitet ist. Das erste Beethovenfest, das wirklich meine Handschrift trägt, wird 2015 sein“, sagt die Intendantin. Dann will sie sich auf das Avantgardistische und Humanistische im Werk Beethovens konzentrieren und mit zeitgenössischer Musik auch besondere Akzente setzen. Wagner möchte Kompositionsaufträge an Komponisten vergeben, die einen Bezug ihrer Arbeit zu Beethoven sehen. Die Werke werden im Jahr 2020, zum 250. Geburtstag Beethovens, als Hommage an den Komponisten in einem Zyklus aufgeführt.

Es wird auch unter Wagners Intendanz weiterhin die großen Orchesterkonzerte geben. Und auch bedeutende Interpreten werden nach Maßgabe des Budgets zu den Festspielen eingeladen. Das Bonner Beethovenorchester soll unter der Leitung internationaler Gastdirigenten verstärkt in das Fest eingebunden werden. Die Zusammenarbeit mit Bonner Kulturinstituten – Oper, Schauspiel, Beethovenhaus, Museen, Freier Szene und Universität beziehungsweise Wissenschaft – soll mit gemeinsamen Produktionen intensiviert werden, so dass das Beethovenfest ganz Bonn umfasst und eine konzertierte, spezifische Festspielsituation entsteht.

Keine Quote ohne Kunst

Zum Bonner Streitthema Festspielhaus Beethoven äußert Wagner sich reserviert. Natürlich sei es wünschenswert, es bis 2020 zu realisieren, jedoch dürfe man die knappen finanziellen Ressourcen und das Menetekel der Hamburger Elbphilharmonie nicht übersehen. Schärfe gewinnt die Diskussion, als Kulturpolitiker die künftige Intendantin auf Quote und Auslastung verpflichten wollen. „Kunst ist von der Wirtschaft nicht zu trennen. Ich werde aber immer den Kunststandpunkt vertreten gegen die bei den Politikern so beliebte ‚Quote‘“, sagt Wagner. Das Beethovenfest sei schließlich kein massenkompatibles Popfestival. Sie werde versuchen, die Massen zu gewinnen, ihnen aber nicht hinterher laufen.

Dirk Ufermann, 28.6.2013

 


„Ich finde es so herrlich, dass Liszt
hier den Bonnern das Denkmal
finanziert hat. Das ist typisch für ihn:
immer generös", sagt Nike Wagner.


Sie hat das Beethovenfest zu wahrer
Größe geführt: Ilona Schmiel. Jetzt
gibt sie den Stab weiter und wendet
sich neuen Aufgaben zu.


Mit Nike Wagner dürfte den Bonnern
der große Wurf gelungen sein: Ab
2014 wird sie das Beethovenfest leiten
und will es zu einer konzertierten
Aktion der Bonner formieren.


Das Beethovenorchester wird nach den
Vorstellungen Wagners unter der
Leitung international bekannter
Gastdirigenten zu neuen Höhenflügen
emporsteigen.