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Nachwuchs für das Musical


 
 

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Der Nachwuchs gewinnt

Das Musical erfreut sich höchster Beliebtheit, nicht nur beim Publikum. Grund genug, alle zwei Jahre in einem bundesweiten Wettbewerb herauszufinden, welches Potenzial der Nachwuchs auf der Bühne bietet. Fazit des diesjährigen Bundeswettbewerbs Musical/Chanson: Wir gehen goldenen Zeiten entgegen.

Der Bundeswettbewerb Musical/Chanson, der in diesem Jahr zum 42. Mal durchgeführt wurde, ist ein wichtiges Podium für alle Teilnehmer. Denn wer hier in der Junior- oder Hauptkonkurrenz antritt, wird von zahlreichen Entscheidern im Musical-Geschäft gesehen und gehört. Die kommen nicht nur zum Abschlusskonzert, sondern auch zu den Vorentscheidungen und den drei öffentlichen Finalrunden, die Ende November im Konzertsaal der Universität der Künste Berlin stattfanden. Weil klar ist, dass etliche der über 80 Bewerber, die sich dieses Jahr nach der Vorauswahl in Halle, Darmstadt, Hagen, München, Hamburg, Berlin und Osnabrück für die Endauswahl qualifizierten, genug Talent für eine Karriere mitbringen, auch wenn sie keinen der immerhin achtzehn Preise erhalten. Tatsächlich leistet die Mehrzahl der ursprünglich 175 jungen Künstler erstaunlich Professionelles in außerordentlicher gesanglicher, tänzerischer und darstellerischer Qualität. Das Repertoire ist bunt gemischt und bietet nicht nur Klassiker und Songs aus brandneuen Musicals, sondern auch viele zeitgenössische Chansons.

Bei solch hohem Niveau haben es die Preisrichter unter Vorsitz des deutschen Musicalstars Katharine Mehrling nicht leicht, die Sieger zu ermitteln, und um manche Entscheidung, so erzählt ein Jury-Mitglied später im Gespräch, wird heiß gestritten. Doch beim Schlusskonzert am Anfang Dezember im ausverkauften Friedrichstadtpalast, bei dem die Gewinner, musikalisch fabelhaft begleitet von Adam Benzwi und Band, vor großem Publikum und in Gegenwart vom Schirmherrn und Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit antreten, sind alle Diskussionen vergessen. Mehrling, ehemals selbst Preisträgerin, die den angekündigten Dominique Horwitz als Moderatorin mehr als ersetzt, führt emotional, witzig und schlagfertig durch den Abend. Man glaubt ihr aufs Wort, wenn sie sagt: „Ich habe mich in Euch verliebt“. Verliebt hat sich auch das Auditorium, zu allererst in Siegerin Maria-Danae Bansen, die kürzlich schon sowohl den zweiten Platz als auch den Publikumspreis beim Jugend-kulturell-Wettbewerb belegte. Sie macht aus dem Fame-Titelsong mit neuem Text eine hinreißende Selbstvorstellung und präsentiert sich mit der Stepnummer Stepp die Sorgen davon aus Mack und Mabel als umwerfendes Energiebündel. Ganz wunderbar ist auch der Zweitplatzierte Andreas Langsch, der mit charmanter Lässigkeit in Bodo Wartkes Guten Abend zeigt, dass es möglich ist, gleichzeitig zu singen, zu tanzen und Klavier zu spielen. Christophe Vetter versieht Rainald Grebes bitterböses Hotel Mama mit etlichen Zwischentönen und rechtfertigt mit dieser ausgefeilten Interpretation seinen ersten Preis in der Chansonsparte. Bei den Youngsters stellt der Gewinner Philipp Büttner die im Musicalgeschäft nötige Vielseitigkeit in Cindy Laupers Sex is the heel und Sondheims Marry me a little unter Beweis.

Mehr als guter Gesang

Eigenständigkeit ist gefordert, nicht bloß technisch-brillante Wiedergabe. Deshalb gibt Mehrling allen Kandidaten den Rat: „Habt den Mut, aus Euch selber zu schöpfen.“ Das hat der Nachwuchs verinnerlicht; ob Hedi Mohr mit einer eigenwilligen Interpretation von Weills Seeräuber-Jenny, für die sie mit dem Gisela-May-Chansonpreis belohnt wird, Paula Skroupa mit einer irrwitzigen Wiedergabe von Thomas Pigors Toothbrush oder Sina Pirouzi, die mit starker Stimme und intensivem Ausdruck Your Daddy’s Son aus Ragtime über die Rampe bringt.

Am Ende des bemerkenswerten Abends steht keine mitreißende Shownummer. Die Ausgezeichneten verabschieden sich mit Johannes Oerdings besinnlichem Für immer ab jetzt. Sie singen: „Und die Zeit steht still, weil ich diesen Moment für immer behalten will, und ich halt ihn fest für immer ab jetzt.“ Ein wunderbarer Abschluss, nach dem man sicher ist: Von diesen aufstrebenden Künstlern wird noch zu hören sein.

Karin Coper, 9.12.2013

 


Im Berliner Friedrichstadtpalast
präsentieren sich die Finalteilnehmer
mit Spitzenleistungen.


Christophe Vetter und Maria-Danae
Bansen zählen zu den glücklichen
Gewinnern des Bundeswettbewerbs
Musical/Chanson.


Jury-Vorsitzende Katharine Mehrling
und Berlins Regierender
Oberbürgermeister Klaus Wowereit
freuen sich über die hohe Qualität
des Wettbewerbs.


Für immer ab jetzt: Auf die Gewinner
des Bundeswettbewerbs wartet die
Karriere in Musical und Chanson.

Fotos: Matthias Heyde