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Vom Umgang mit Kindern


 
 

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Sturm im Wasserglas

Es steht nicht gut um das Verhältnis der Züricher zu ihrem Intendanten Andreas Homoki. Eben noch wurde sein Vertrag am Opernhaus verlängert. Jetzt gibt es bereits den nächsten Ärger. Ein scheinbar rüder Umgang mit Kindern veranlasst den Tages-Anzeiger, von einem Abbruch der Zusammenarbeit von Opernhaus und Zürcher Sängerknaben zu schreiben.

Für Fingerspitzengefühl ist Andreas Homoki, Intendant des Zürcher Opernhauses, ebenso wenig bekannt wie für herausragend gute Opernproduktionen. Jetzt sorgt eine Personalie für Ärger in der Schweiz. Die Zürcher Oper hat für die Produktion einer Zauberflöte im Dezember Kinder des Tölzer Knabenchors engagiert. So weit, so gut. Gäbe es da nicht die Zürcher Sängerknaben und ihren Chorleiter Alphons von Aarburg. Der ist richtig sauer. Zunächst waren nämlich seine Knaben zu einem Vorsingen eingeladen worden. Laut von Aarburg ein bislang nicht gekanntes Vorgehen. Das freilich sieht die Pressesprecherin der Oper, Julika Weinecker, ganz anders. „Vorsingen ist für die Besetzung von solistischen Rollen eine normale Vorgehensweise“, sagt sie. Innerhalb von drei Wochen sollten die kindlichen Sänger Teile ihrer Rollen einstudieren. Der Chorleiter verweist darauf, dass in dieser „kurzen“ Zeit keine repräsentative, bühnenreife Leistung mit Kindern möglich sei. Dennoch kam es zum Vorsingen. Nach Angaben der Oper hat eine Gruppe von drei Kindern ihren Rollenausschnitt gut vorgetragen, „eine zweite Gruppe hat den Gesang in der Mitte des Vortrags abgebrochen“, erzählt Weinecker. Danach habe das Opernhaus einen weiteren Termin für ein Vorsingen vorgeschlagen, der von den Zürcher Sängerknaben abgesagt worden sei. Erst danach seien die Tölzer angefragt worden, betont die Pressesprecherin. „Eine weitere Demütigung wollte ich den Buben ersparen“, mault der Chorleiter.

Bekanntheit schützt vor Prüfung nicht

Der Zorn des Chorgründers ist aus seiner Sicht nachvollziehbar. Schließlich sind die Zürcher Sängerknaben nicht irgendwer. 1960 von Alphons von Aarburg gegründet, umfasst der Chor heute mehr als 100 Jungen, die aus Zürich und Umgebung kommen. Deren Pensum ist beachtlich. Drei bis vier Mal pro Woche proben die jungen Sänger, zwei bis drei Wochen Singlager stehen obendrein auf dem Programm. In ganz Europa, Amerika und China hat der Chor Auftritte absolviert, darunter auch die Opernhäuser von Lyon, Strassburg, Metz oder Salzburg. Bekanntheit allein kann aber noch kein Grund sein, für eine Rolle unbesehen engagiert zu werden. Der Auffassung ist die Oper. „Die Einschätzung der künstlerischen Leitung des Opernhauses, die nach diesem Vorsingen gewonnen werden konnte“, sagt Weinecker, „war, dass die Jungen nicht bereit waren, eine Premiere zur Zufriedenheit des Publikums zu gestalten.“ Und so sei man nicht nur der Verpflichtung gegenüber dem Publikum nachgekommen, sondern habe auch Schaden von den Knaben abwenden wollen.

Aufgebauschte Kleinigkeiten

Nach Erscheinen eines Artikels im Tages-Anzeiger, der die Behauptung aufstellt, das Opernhaus breche die Zusammenarbeit mit dem Zürcher Chor nach über 40 Jahren ab, beeilt sich die Oper, diesem Eindruck entgegenzuwirken. Nach eigenen Angaben hat das Opernhaus die Zürcher Sängerknaben bereits für die kommende Produktion der Kinderoper Robin Hood für die Chorpartie angefragt. Der immer noch beleidigte Chorleiter hat die Anfrage abgelehnt. Unverständlich scheint dabei seine Haltung, stolz auf internationale Reisen zu sein, selbst aber in der Heimatstadt keine Auftritte anderer Chöre dulden zu wollen.

Selbst wenn die Kinder also beim Vorsingen nicht so behandelt worden sein sollten, wie es sich für den Umgang mit Kindern gehört, zeigt das überzogene Aufbrausen der Tageszeitung doch immerhin eines: Das Verhältnis der Zürcher zu ihrem Intendanten ist von Rissen durchzogen. Um das zu beheben, bedarf es des Fingerspitzengefühls.

Michael S. Zerban, 9.7.2014

 


Gründer und Chorleiter der Zürcher
Sängerknaben ist Alphons von Aarburg.
Er ist sauer über den Umgang mit
seinen Kindern im Opernhaus.


Die Zürcher Sängerknaben reisen seit
1960 durch die Welt, um ihre Künste
zu präsentieren.


Andreas Homoki, Intendant am
Opernhaus Zürich, gerät immer
wieder in die Schlagzeilen - seltener
mit guten Nachrichten.


Julika Weinecker ist Pressesprecherin
am Opernhaus. Sie ist der Auffassung,
dass mit dem Vorsingen der Knaben
alles seine Ordnung hatte.