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Er ist wieder da


 
 

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Das Erfolgssystem wird fortgesetzt

Er gilt als das Enfant terrible unter den Intendanten. Dementsprechend gespannt darf man auf seine erste Spielzeit am Hessischen Staatstheater Wiesbaden sein. Der ganz große Paukenschlag blieb bei der Spielplanvorstellung aus. Uwe Eric Laufenberg setzt den erfolgreichen Kurs, den er in Köln gefahren hat, in Wiesbaden nahezu unvermindert fort. So ganz ohne Gewittergrummeln geht es am Anfang aber doch nicht.

Jedenfalls gehört der Ring zu den Stücken, mit denen man sich ein ganzes Leben lang beschäftigt. Wenn man es dann wirklich macht, ist das schon ein besonderes Ereignis. Und deswegen freue ich mich jetzt auch auf die Götterdämmerung.“ Nachdem Uwe Eric Laufenberg seine Geburtsstadt Köln verlassen hatte, begann er, im österreichischen Linz den Ring des Nibelungen zu inszenieren. Siegfried und die Götterdämmerung stehen noch aus. Dass er eine neue Intendanz antreten würde, stand für niemanden ernstlich in Frage. Dass es Wiesbaden wurde, war dann doch eine kleine Überraschung. „Das Staatstheater Wiesbaden ist ein mittleres Haus. Man kann auch davon reden, dass es ein B-Haus ist. Es spielt also nicht in der ersten Liga. Wir haben nicht die Mittel wie etwa Frankfurt oder die anderen Opernhäuser, die in der Opernkonferenz sind. Insofern sind wir ganz anders aufgestellt und müssen ganz anders mit unseren Ressourcen umgehen“, erzählt der Mann, der einst berufen war, ein Opernhaus in die Liga der weltbesten Opernhäuser zu führen, ein Mann mit Visionen. Vorbei und vergessen? Nichts da. „Das Gute ist aber auch, dass wir die Maifestspiele haben, mit den Maifestspielen uns international präsentieren können. Auch unser Repertoire auf internationalem Niveau“, fügt er hinzu.

Der neue Intendant in Wiesbaden übernimmt ein wohlbestelltes Haus von seinem Vorgänger, Manfred Beilharz, der das Haus in den vergangenen zwölf Jahren leitete. 342.000 Zuschauer in der vergangenen Spielzeit, das entspricht einer Auslastung von rund 80 Prozent, so die offiziellen Angaben. Und die Bedenkenträger bekommt Laufenberg dazu. „Also, es gab einiges an Missverständnissen. Es gab auch schon Proteste, dass ich gewisse alte Inszenierungen, also die Bohème und La Traviata, absetze. Das waren aber oft Diskussionen im Vorfeld, von denen ich ausgehe, dass sie sich klären, wenn man dann wirklich unsere Produkte sieht“, ist er überzeugt. Und das Programm seiner ersten Spielzeit zeigt, dass er sein Erfolgskonzept aus Köln weiter verfolgt. „Ich habe den Kölnern ja hoffentlich gezeigt, wie gute Oper geht. Und das möchte ich gerne auch den Wiesbadenern zeigen. Und wenn die Kölner dann sehen, dass in Wiesbaden jetzt wieder gute Oper ist, dann ist das ja auch schön“. Er kann das Austeilen nicht lassen. Aber schließlich ist er Künstler und kein Diplomat.

Buntes Spektrum

Studiert hat Laufenberg die Schauspielerei an der Folkwanghochschule in Essen. Danach hat der Jungschauspieler und angehende Regisseur sein Handwerk bei denen gelernt, die er später selbst als Regisseure verpflichtete, darunter Rudolf Noelte, Dietrich Hilsdorf, Jean Pierre Ponnelle und Peter Stein. Uwe Laufenberg ist das, was man liebevoll-bewundernd ein Theatertier nennt. Und er will gestalten. Ehrensache, dass die erste Opernaufführung in Wiesbaden seine Inszenierung sein wird. Die Frau ohne Schatten hatte er bereits für Köln geplant. Nun passt die Strauss-Oper auch noch ganz gut zum Motto des Schauspiels in der kommenden Spielzeit: Die Träume der Armen und die Ängste der Reichen. „Die Ängste des Kaiserpaars sind, kein Kind zu bekommen. Der Kaiser muss nämlich dann versteinern. Die Träume der Armen sind, mal in ein Schloss einzuziehen. Die Färberin träumt also von Luxus und einem anderen Leben und ist dafür bereit, ihre Kinder herzugeben“, stellt der Intendant die Bezüge her, um auch gleich einzuräumen, dass sich das eher zufällig so gefügt hat. „Im Grunde genommen ist es in der Oper aber so, dass, wenn wir 15 Stücke anbieten, wir versuchen, das ganze Repertoire vorkommen zu lassen. Wir versuchen, die großen Komponisten wie Wagner, Verdi, Strauß, Puccini, Mozart zu beachten. Um dann zu gucken, welche Epochen fehlen“. Eine solche Aussage sollte auch die Wiesbadener beruhigen, denen das Motto des Schauspiels eher suspekt erscheint.

Künstlerisch scheint ohnehin unvermindert hohes Niveau angesagt. Namen wie Ingo Kerkhof, Nicolas Brieger oder Robert Carson auf Seiten der Regisseure, Will Humburg als Dirigent oder Helen Donath, Vesselina Kasarova, Julia Migenes, Claudia Rohrbach und Martin Kränzle bürgen dafür, dass auch die Kölner sich zukünftig im gerade mal knapp 200 Kilometer entfernten Wiesbaden wohl fühlen werden. Aber auch die Förderung des Nachwuchses hat Laufenberg sich auf die Fahnen geschrieben. „Viele Namen sind jetzt hier dabei, die zum Teil schon Verträge mit Covent Garden und München haben, aber die trotzdem erst anfangen und ihre ersten großen Partien in Wiesbaden singen werden“.

Neue Heimat

Vielleicht kommt der Künstler Uwe Eric Laufenberg jetzt an. Niedergelassen hat er sich – vorläufig – schon mal. „Ich wohne ja jetzt seit sechs Wochen hier. Also, ich wohne nicht im Zentrum von Wiesbaden, sondern in Biebrich, unten am Rhein. Und da merkt man, dass Wiesbaden nicht nur eine Kurstadt, sondern auch eine Industriestadt und eine Stadt mit arbeitender Bevölkerung ist“, fühlt sich Laufenberg in die neue Heimat ein und gibt auch gleich das Theater vor, das er sich für eine solche Stadt vorstellt. „Ein sehr schönes Haus mit hoffentlich ganz tollen Sängern und zeitgemäßen, den Nerv treffenden, schönen, aufregenden Inszenierungen“.

Was bleibt da vom Hang zum Größeren? Die Maifestspiele. „Im Moment ist geplant, dass dieser Ring aus Linz nach Wiesbaden kommt und zu den Maifestspielen 2017 aufgeführt wird“, erklärt Laufenberg. Die Wiesbadener Bürgerinnen und Bürger indes haben neben der Vorfreude auf die kommende Spielzeit – die sie möglicherweise mit vielen Kölner Reisefreudigen teilen – auch allen Grund, stolz zu sein. Weil sie einen Intendanten haben, dessen Rückgrat man einfach nicht verbiegen kann.

Michael S. Zerban, 23.7.2014

 


Uwe Eric Laufenberg kommt soeben
in Wiesbaden an. Ab der kommenden
Spielzeit ist er Intendant des
Hessischen Staatstheaters.


Der fliegende Holländer wurde in
Wiesbaden unter Manfred Beilharz
aufgeführt. Laufenberg will das
Repertoire neu aufbauen. Wagner
gibt's auch.


Regisseur Laufenberg erregte mit
Inszenierungen wie La Clemenza di
Tito
im Kölner Oberlandesgericht viel
Aufsehen
– im positiven Sinne.


Ein Jahrzehnt lang leitete Manfred
Beilharz die Geschicke des Theaters
in Wiesbaden. Er hinterlässt ein wohl
geordnetes Haus.


Derzeit ist Uwe Laufenberg noch mit
der Inszenierung des Ring des
Nibelungen
in Linz beschäftigt.
Siegfried und die Götterdämmerung
stehen noch aus.