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Neue Sichtweise


 

Anette Schmitz


Anette Schmitz, studierte
Textildesignerin, hat ihre wahre
Berufung entdeckt.

 

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Oper auf Leinwand

Opernbilder gibt es viele, oft sind es Fotos von Opernhäusern oder von Szenen einer Aufführung. Anette Schmitz wählt eine andere Möglichkeit: Sie malt Opern auf Leinwand. Ein Porträt.

Anette Schmitz ist die Ruhe selbst, obwohl sie schon auf gepackten Koffern sitzt. Ihre stahlgrauen Augen leuchten. „Plötzlich war sie da, diese Idee: Meine Leidenschaft für die Oper und die Liebe zur Malerei miteinander zu verbinden“, begeistert sich die Künstlerin heute noch. Es begann vor vielen Jahren, während einer Aufführung von La Traviata im Teatro La Fenice im Jahr 2004. Da haben die jungen Sänger so leidenschaftlich und voller Elan gesungen und so viel Spielfreude gezeigt, diese Lebendigkeit auf der Bühne hat sie so sehr beeindruckt, dass sie die Aufführung unbedingt malen wollte. Innerhalb von fünfeinhalb Wochen hielt sie die Oper in vierundsechzig Bildern fest. Anfang dieses Jahres werden die Bilder erstmalig in Schloss Erwitte ausgestellt. „Es ist wunderbar, die eigenen Bilder ausstellen zu können in solch schönen Räumlichkeiten. Und für mich als Künstlerin ist es eine große Anerkennung meiner Arbeit“, schwärmt sie. Seit vier Wochen malt sie nun die Oper Carmen, deren Aufführung sie 2006 im Royal Opera House in London sah. Von vierundsechzig geplanten Bildern sind bereits dreiunddreißig fertig gestellt. Es ist aufwändig, Carmen zu erfassen, weil es viele einzelne Szenen gibt, doch sie will sie alle malen und arbeitet Tag für Tag unermüdlich an der Fertigstellung dieser Serie.

Anette Schmitz, 1960 in Duisburg geboren, hat Textildesign in Krefeld studiert und neunzehn Jahre lang in diesem Beruf gearbeitet. Das universelle Studium hat ihr die Möglichkeit gegeben, Arbeitstechniken zu erlernen, die nun das Fundament ihrer Malerei bilden. „Das Studium war so vielseitig; da habe ich alles gelernt über Farben, Material, Arbeitstechniken, und wie man das alles kombinieren kann. Heute bildet es die Grundlage meiner Kunst.“ In der Malerei hat sie ihre Erfüllung gefunden. Nach langer Zeit ist ein Traum Wirklichkeit geworden. Sie hat schon immer diese Sehnsucht in sich gespürt, zeichnen und malen zu wollen, erzählt sie.

Eines Tages entscheidet sie spontan, sich als Künstlerin selbstständig zu machen. Seitdem malt sie nahezu jeden Tag, packt sogar für den Weihnachtsbesuch bei Verwandten die Staffelei ein, um die Arbeit an ihren Bildern nicht unterbrechen zu müssen.

Für ihre Werke verwendet sie verschiedene Farben und Textilien, und auch die Größe variiert. Jedem Werk sieht man das handwerkliche Können der Künstlerin an. Die sorgsam ausgewählten Farben geben die Stimmung einer Szene wieder. Auf einem Bild mit kräftigem Gelb und Rot als dominierende Farben ist ein Paar zu sehen, das einander zugewandt ist. Die kräftigen Farben lassen eine Szene vermuten, in der mit lautstark geschmetterten Arien um verloren geglaubte Liebe gekämpft oder Verrat angeprangert wird. Doch die begleitenden Farben Blau und Schwarz beruhigen die Szene: Es scheint noch Hoffnung zu geben für die Liebe. So gelingt es Schmitz, das Geschehen auf der Bühne, auch die Musik, mit Formen und Farben auf ihre Bilder zu übertragen.

Schmitz malt nicht nur Opern. Auch das Musical Saturday Night Fever hat sie in Bildern festgehalten. Die Musical-Bilder unterscheiden sich stilistisch von den Opernbildern: Passend zum Genre sind sie lauter, schriller, bunter gemalt und erinnern an die hohe Kunst japanischer Comic-Zeichner. Als die Bilder vor zehn Jahren im Musical Dome Köln ausgestellt werden, ist das ein erster großer Erfolg für die frei schaffende Künstlerin. Doch die Musical-Arbeitsphase ist damit abgeschlossen. Jetzt konzentriert sie sich ganz auf ihre Opernbilder. „Eine Ausstellung mit den Carmen-Bildern machen zu können, das wäre schon toll“, sagt die Künstlerin voller Vorfreude und Tatendrang.

Dann packt sie Koffer und Staffelei ins Auto und verabschiedet sich rasch. Die Familie wartet auf ihren Besuch. Auch wenn nicht viel Zeit für Gespräche bleiben wird. Vierundsechzig Bilder zu Carmen müssen fertig werden. Demnächst werden sie auf ihrer Website zu sehen sein. Um endlich den Weg in eine Ausstellung zu finden. Verdient haben sie es.

Manon Kadoke, 14.8.2012

 

Fotos: Anette Schmitz