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Junge Kunst gewinnt



 
 

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Erfolgreicher Nachwuchs

Wenn Kinder und Jugendliche sich unter fachlicher Anleitung musikalisch kreativ austoben können, kommt Ungewöhnliches, Neues zustande, das die musikalische Alltagsarbeit inspiriert. Das wird beim Young European Award bereits im dritten Jahr in Osnabrück belohnt.

Bereits zum dritten Mal wird in diesen Tagen der Young European Award in Osnabrück vergeben, und wieder reiben sich Jury und Besucher die Augen und hören begeistert zu. Die akustische Brücke zum bekannten Beatles-Song Yeah-Yeah-Yeah ist dabei nicht zufällig, sie steht für den neuen Weg, den neuen Klang in der Musik und Musikvermittlung, den der Wettbewerb sucht – so wie seinerzeit die Beatles in Liverpool mit ihren Song und Sound She loves you, yeah, yeah, yeah Furore machten. Auch wenn der YEAH – noch – nicht über einen eigenen Festival-Schlager verfügt, scheint er trotz reichlich internationaler Konkurrenz  aus den Kinderschuhen heraus zu sein. Mehr als 100 Bewerbungen aus 20 europäischen Ländern, große, etablierte Projekte und kleine Start-up-Gruppen sind Belege dafür, dass der Award sein Publikum gefunden hat und ein musikbegeistertes Publikum seinen Award.

Die Jury hat aus den über 100 Bewerbungen 15 Projekte ausgewählt, die als „Nominierte“ in die Endrunde kommen und um die Preise wetteifern. Sie werden in – leider zu kurzen – Videoclips für die Kategorien Performance und Process knapp vorgestellt. Die Besucher hätten gern mehr von diesen Preiswürdigen gesehen, schon die kleinen Video-Appetithappen machen neugierig auf mehr. Immerhin präsentieren am 17. Juni zwei Projektgruppen Ausschnitte ihrer Projekte live in einem Zirkuszelt auf der kleinen Festivalbühne vor der mächtigen Kulisse des Osnabrücker Doms St. Peter. Dreizehn Jugendliche des Jugendtheaters Brandenburg, vorsichtig geführt und bestens vorbereitet von Christiane Ziehl, bringen Auszüge aus der Geschichte vom Soldaten und zeigen erstaunlich professionellen Einsatz. Herausragend – es muss gesagt werden – der teuflisch schillernde Lucas Weißbach, der mit viel Spielfreude und Witz einen doppelbödig sympathischen Teufel auf die Bühne zaubert. Im zweiten Teil lassen zwölf kurze Bilder zum Thema Mensch und Teufel nur erahnen, welche Facetten eine komplette Aufführung zeigen könnte. Das Streichquartett Plus 1 malt diese Szenen musikalisch nach und begeistert mit der akrobatischen Nummer Ein Cello zu viert. Die Brandenburger Symphoniker steuern mit sieben Musikern zum Teufel bei und überraschen vor allem durch ein ungewohntes Schlagwerk.

Live-Vorführungen und Performances

Auch der Abend der Preisvergabe beginnt mit Live-Vorführungen und Performances: In einem wunderbar leichten Wandelkonzert präsentieren Studierende des Instituts für Musik der Hochschule Osnabrück rund um den Dom Musik und Performances. In der kühlen, lichten „kleinen Kirche“ neben dem überragenden Dom überrascht das Fabian-Sackis-Quartett mit einem kühl-luftigen Jazz-Rock-Konzert in der Besetzung Gitarre, E-Bass, Schlagzeug und Horn/Trompete. Dieser leichte, filigrane Jazzrock harmoniert vorzüglich mit der Architektur der Gymnasialkirche, besser bekannt als die „Kleine Kirche“. Die eingeblendeten, meist abstrakten Videobilder ergänzen den Sound, lassen aber kaum einen Bezug zwischen Musik und Licht erkennen. Drei Studentinnen und ein Student nehmen dann im Hexengang, einer schmalen Steinschlucht zwischen dem Dom und der Kleinen Kirche gefangen mit einer kaum spektakulären, aber beeindruckenden Performance, in der sie mit sparsamen Bewegungen versuchen, in  Kommunikation mit den mächtigen Außenmauern des Doms und dann zu einander zu treten. Erst gegen Schluss fügen sie leise Pfeif-und Singtöne hinzu. Im Torbogen eines Nebengebäudes wartet der Kammerchor des Fachbereichs Musik und überrascht mit ausgefallenen Chorsätzen von Pierre Villette, Emil Raberg und Anders Edenroth. Stephan Lutermann hat diesen Chor mit viel Feingefühl sicher vorbereitet, so dass auch das in diesem Moment einsetzende Kirchengeläut zum Gedenken an die verunglückten Flüchtlinge die Sänger nicht aus dem Konzept bringen kann. In den Anlagen des Bischofs an den grünen Ufern des Herrenteichwalls erklingen kurz darauf Waldhörner. Ein Hornquintett fügt dem Wandelkonzert einen weiteren Farbtupfer hinzu und lässt ein wenig von der unbeschwerten Lebensart der „Herren“ dieser Zeit durchschimmern.

Und dann erfahren Nominierte und Besucher endlich  das Jury-Urteil, das die Jurymitglieder Gerald Mertens und Christina Coker mitteilen: Der Preis in der Kategorie Performance geht an das  Impulse Centre for Music aus Belgien für die  Produktion Eersteklasconcerten von Musica, den Preis in der Rubrik Process kann das Projekt geo-sounds aus Leipzig für sich verbuchen.

Die Produktion Eersteklasconcerten wendet sich an Grundschüler zwischen sechs und sieben Jahren und führt sie in drei Konzerten und Workshops auf einen musikalischen Rundgang. Hier erhalten sie „eine konzentrierte und darstellerisch starke Einführung in die experimentelle Musik, an der sie aktiv selbst beteiligt sind“. Unter insgesamt zehn Produktionen aus Portugal, Großbritannien, Deutschland, Italien, Belgien, Island, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz wählt die Jury diesen Ansatz als besonderen Weg musikalischer Einführung und prämiert ihn.

Musikvermittlung ist immer noch ein aktuelles Thema

Das Projekt geo-sounds aus Leipzig versucht, den Wandel einer Landschaft in den letzten 50 Millionen Jahren musikalisch darzustellen. In einem grenzüberschreitenden Projekt erarbeiten deutsche und polnische Schüler ein Kompositions- und Kunstprojekt, „das sich unter anderem mit einer Livestream-Komposition dem Thema Landschaftsentwicklung und Braunkohletagebau künstlerisch annähert“.
Nicht nur das musikalisch-fachliche Publikum ist erneut beeindruckt von der Vielfalt und Qualität der eingereichten Beiträge zu diesem Wettbewerb. In Zeiten, in denen Kultur häufig ums – finanzielle – Überleben zu kämpfen hat, erhält eine Äußerung wie die des Oberbürgermeisters von Osnabrück, Wolfgang Griesert, besonderes Gewicht.

„YEAH steht künstlerisch für die europäische Idee, und ich freue mich, dass der Preis mit seinem Festival zum dritten Mal in Osnabrück gastiert hat!“ – Yeah darf wieder kommen.

Horst Dichanz

 


Das Eröffnungskonzert stimmt auf den
diesjährigen Young European Award in
Osnabrück ein.


Die diesjährigen Preisträger sind das
Impulse Centre for Music und das
Projekt geo-sounds.

Zu viele Andeutungen. Die Besucher
des Wettbewerbs hätten sich mehr
Informationen über die Arbeiten der
Teilnehmer gewünscht.


Spielstationen rund um den Dom
laden die Besucher zum Wandeln ein.
Dabei ist durchaus Ungewöhnliches zu
hören.