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Mandela auf der Bühne


 
 

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Freiheitskämpfer und Opernheld

Die Cape Town Opera setzte dem Friedensnobelpreisträger und Volkshelden Nelson Mandela schon zu Lebzeiten mit der Mandela Trilogy - A folk opera on the life of Nelson Mandela ein musikalisches Denkmal. Am 5. Juni kommt die Oper erstmals nach Deutschland. Dann findet im Deutschen Theater München die Premiere statt - ein halbes Jahr nach dem Tod dieses ganz besonderen Menschen.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis die politische und private Figur des Nelson Mandela zum Stoff für dramaturgische Bearbeitungen werden würde. So viele passende Zutaten findet man nur selten bei einer Figur der aktuellen Zeitgeschichte: aus einer afrikanisch-königlichen Familie stammend, in ländlicher Umgebung groß geworden, in fremder Schulkultur erzogen, herausragender Anwalt im Rassenkonflikt, politischer Aktivist, Undercover-Agent, Widerstandskämpfer, für 27 Jahre politischer Gefangener in einem Straflager, erster frei gewählter Präsident eines unterdrückten Volkes, Friedensstifter, Familienvater mit sechs Kindern, geschieden und wieder verheiratet…, ein Stoff, aus dem sonst die soaps gestrickt sind. Und das alles konzentriert in einer realen, noch dazu sympathischen und politisch erfolgreichen Figur des 21. Jahrhunderts – das ist Oper!

Und so macht sich Michael Williams, als Librettist und Regisseur im klassischen wie im speziell afrikanischen Opernfach bestens ausgewiesen, daran, einen Drei-Akter zu schreiben, den er als Folk Opera gemeinsam mit den Komponisten Allan Stephenson, Mike Campbell und Péter Louis van Dijk im Juni 2010 in Kapstadt, Südafrika zur Uraufführung bringt. Williams betont, sein Ziel sei einzig „expressing our South-Africaness“. Hierfür bietet ihm die Cape Town Opera beste Voraussetzungen. Williams´ Inszenierung kommt nun im Rahmen der Wiedereröffnung des Deutschen Theaters 2014 als Deutschland-Premiere nach München.

Besondere Lebensmomente

Die drei Akte beleuchten sehr unterschiedliche Phasen in Mandelas Leben, denen die Komponisten je einen eigenen musikalischen Charakter geben. Mandela, 1918 in dem Dorf Qunu nahe Umtata in der Provinz Kwazulu Natal im Südosten Südafrikas geboren, verbringt hier seine Kinder- und Jugendjahre in enger Bindung an die afrikanischen Lebensbräuche seines Volkes, der Xhosa. Allan Stephenson greift für den ersten Akt auf traditionelle afrikanische Musik des Xhosa-Volkes zurück. Der zweite Akt thematisiert Ereignisse und Bezüge aus Mandelas Zeit in Sophiatown, Johannesburg, wo er bis etwa 1955 als unerschrockener Anwalt tätig war. Mike Campbell komponiert für die Johannesburger Zeit einen Musical-Sound, in dem sich afrikanische und jazzige Rhythmen mischen. In den Jahren 1960 bis 1994 ist Mandela auf der Gefängnisinsel Robben Island interniert. Péter Louis van Dijk lässt im dritten Akt die Folk Opera zur Freilassung Mandelas mit zeitgenössischen Opernklängen ausklingen. Die erste freie Rede Mandelas bildet so etwas wie sein Vermächtnis – ein wahrhaft spannendes Musiktheater-Projekt.

Cape Town Opera widmet sich seit Jahren der besonderen Förderung afrikanischer Nachwuchs-Sänger. Und so bieten die Solisten wie der 2013 mit dem International Opera Award ausgezeichnete 25-köpfige Chor gemeinsam mit den Münchener Symphonikern ein musikalisch höchst anspruchsvolles, dem Leben und Wirken eines außergewöhnlichen Politikers gewidmetes modernes Musiktheater, das wohl seinesgleichen sucht. Nach ersten Aufführungen kennt die internationale Presse nur Superlative. Im britischen Guardian stellt Tom Service fest: „South Africa could rescue Opera... returning it to the passion, humanity, and personality that inspired the great operas in the first place.”

Viel Lob vorab

Wer die Chance hatte, 2012 in Kapstadt die Aufführung des Fidelio im Cape Town Castle zu erleben oder die Aufführung von Porgy and Bess 2013 in Wiesbaden besuchte, wird sich gern der hohen musikalischen Qualität dieser Aufführungen erinnern. Die afrikanischen Stimmen der Solisten und des Chores, ihre besondere Körpersprache und ihre Darstellungskraft geben diesen Aufführungen eine besondere Intensität und berührende musikalische Kraft, die den Besucher nicht kalt lässt. Williams weiß, dass es in Südafrika „a large number of exceptional operatic vocal talents among the black community“ zu entdecken gibt, die jeden Komponisten und Regisseur anspornen müssen. Die zahlreichen ausländischen Gastspiele begeistern ihre Besucher immer wieder mit diesem „African spirit“.

Man darf hoffen, dass die Mandela-Trilogie auf der Bühne eher überzeugt als die bisherigen Filmversuche, zuletzt im September 2013 Justin Chadwicks Mandela – Der lange Weg zur Freiheit, die hinter vielen Erwartungen zurück blieben. Für die Deutschland-Premiere der Mandela Trilogy. A folk opera on the life of Nelson Mandela im Juni in München könnten die Voraussetzungen besser nicht sein.

Horst Dichanz, 6.5.2014

 


Nelson Mandela führte sein Leben lang
den Kampf gegen die Apartheid mit
friedlichen Mitteln. Deshalb setzte die
Cape Town Opera ihm schon zu
Lebzeiten ein musikalisches Denkmal.


Die Mandela Trilogy schildert in drei
stilistisch unterschiedlichen Akten
wichtige Lebensstationen Mandelas.


Ob traditionelle afrikanische Musik, Musical-Sound oder zeitgenössische Oper - Die Mandela Trilogy soll das typisch Südafrikanische zeigen.


Die Oper verbindet Tradition und
Moderne eines in Deutschland
weitgehend unbekannten Kontinents.


Die Münchner Symphoniker begleiten
die Aufführung musikalisch. Ein
spannendes Experiment.

Fotos: Cape Town Opera