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Feierlichkeiten beginnen


 
 

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Eine Stadt verwandelt sich

Seit 2009 benennt die Europäische Union jedes Jahr zwei Kulturhauptstädte. Eine aus den alten Mitgliedsstaaten und eine aus den neuen. Neben Pilsen ist in diesem Jahr das belgische Mons auserkoren. Die Hauptstadt der Provinz Hennegau will es richtig krachen lassen.

Künstler gelten häufig als abergläubig. So betrachtet, kann man das Zusammenbrechen der filigranen, vielfarbigen Freiluft-Installation The Passenger des flämischen Künstlers Arne Quinze im Zentrum der Kulturhauptstadt Mons im Dezember vergangenen Jahres in Belgien durchaus als gutes Vorzeichen sehen. Dieser Tage geht es mit dem Jahresprogramm der Kulturhauptstadt los, mit dem die wallonische, mehrheitlich frankophone Stadt Mons, Deutschen vielleicht eher unter dem Namen Bergen bekannt, über 300 Ereignisse und Veranstaltungen bietet.

Die Anfänge

Die frühere griechische Kulturministerin Melina Mercouri konnte 1985 die Europäische Union bewegen, alljährlich eine „Kulturstadt Europas“ zu benennen und für die damit verbundenen Veranstaltungen und Kulturangebote Fördermittel der Gemeinschaft bereit zu stellen. Die Aktivitäten einer „Kulturstadt Europas“ sollten der europäischen Öffentlichkeit besondere kulturelle Aspekte der Stadt, der Region oder des betreffenden Landes zugänglich machen. Die Idee stieß auf so großes Interesse, dass die Europäische Union seit 2004 mindestens zwei Kulturhauptstädte jährlich benennt und fördert. Ausgehend von Mercouris Heimat Athen kamen bis jetzt über 40 Städte im erweiterten Europa in den Genuss von Titel und Mitteln, über Weimar und Krakau, Vilnius bis in diesem Jahr zu Mons und Pilsen. Deutschen Lesern dürfte Essen als Kulturhauptstadt Europas im Jahre 2010 in Erinnerung geblieben sein mit so spektakulären Aktionen wie den Schachtzeichen, dem Partytag auf der gesperrten A 40 zwischen Dortmund und Duisburg und der Open-Air-Eröffnung auf der ehemaligen Kokerei der Zeche Zollverein, bei dem ein Bergleute-Ballett im heftigen Schneeregen auftreten musste.

Knapp 100.000 Einwohner erwarten unter dem Motto En 2015, je suis Montois et toi? –2015 schlägt mein Herz für Mons. Und deins? – mit einem umfangreichen Programm die Besucher der Stadt. Wie bei fast allen Kulturhauptstädten präsentieren nicht nur heimische Künstler unterschiedlichster Art ihre Kunst und porträtieren die belgische Kultur, auch zahlreiche Mitmach-Projekte gehören mit zum Programm und warten auf das Engagement der Besucher. Die Themen und Veranstaltungen reichen vom Elektro-Rock-Festival Les Ardentes über diverse Flohmärkte, Ausstellungen wie Brüssel unter deutscher Besatzung bis zur historischen Nachstellung der vor 200 Jahren geschlagenen blutigen Schlacht von Waterloo, mit der Napoleons Herrschaft in Europa endete. Das ist nicht ohne eine gewisse Pikanterie. Seit 1967 ist die Stadt Sitz des militärischen Hauptquartiers der Nato.

Große Eröffnungsparty

Zur Eröffnung wird das Stadtzentrum unter den Themen Erleuchtung und Bezauberung am Samstagabend in ein Lichtermeer verwandelt. Dazu gehören Licht-installierte Personen in buntem Drahtgeflecht, mehr als 18.000 kostenlos verteilte Silber-Ponchos an die Besucher, Schauspiele, Ausstellungen und kulinarische Preziosen wie Kohl mit Zimt oder das konkurrenzfähige Bier, mit dem gleichzeitig der Zwillingskulturhauptstadt Pilsen gehuldigt wird. Mit dem Projekt Mons Street ReView interpretiert das französische Kollektiv X/tnt Google Street View auf eine neue, originelle und bürgernahe Weise: Bürgerinnen und Bürger begaben sich in Schaumschlachten, posierten auf der Straße mit einem Hirschen, mit „fliegenden“ Teppichen … und ließen sich dabei als ihre Art von Street ReView fotografieren. Mit einer Jazzsession eröffnet Mons seine neue Konzerthalle Alhambra, gleich fünf neue Museen sind fertig und warten auf Besucher aus der ganzen Welt. Auch das Atomium der Weltausstellung von 1958 gehört zu den herausgeputzten Sehenswürdigkeiten.

Wer das nicht glauben mag – oder wem das noch nicht genug oder das Richtige ist, dem kann man nur den Blick ins Jahresprogramm empfehlen. Die belgische Stadt Mons eröffnet ihr Kulturhauptstadtjahr am 24. Januar mit einem Feuerwerk und einer riesigen Lichterkette aus Menschen, um ihr Versprechen einzulösen: „Mons 2015 ist in erster Linie eine große Fiesta, und zwar vom Anfang bis zum Ende.“

Horst Dichanz, 22.1.2015

 


Mit einer Licht-Installation geht es los:
Mons feiert das Kulturhauptstadtjahr,
große Eröffnungsfeier inklusive.


Romantischer Blick auf die Altstadt von
Mons. So verträumt soll es in diesem
Jahr in Bergen nicht sein.


Auch Kulinarisches ist Bestandteil der
Kultur. Weißkohl mit Zimt gehört in
Mons dazu.


Les Ardentes ist ein Elektro-Rock-
Festival, das zum umfangreichen
Programm der Kulturhauptstadt gehört.


Diese Freiluft-Installation wird es so
im Kulturhauptstadtjahr in Mons nicht
geben. So viel steht fest.