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Große Vorfreude


 
 

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Startschuss für Glanz und Gloria

Versprochen war es Martin Schläpfer schon lange – fast zu lange: Ein neues Ballettprobenhaus für seine Compagnie. Im April dieses Jahres wurden endlich die Verträge unterschrieben, jetzt, passend im Vorfeld der Kommunalwahlen, stellt Oberbürgermeister Dirk Elbers das Bauprojekt vor.

Es ist schon ein wenig in die Jahre gekommen, das Ballettprobenhaus der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf-Oberkassel, weitab vom Opernhaus in der Innenstadt. Schön ist daran auch nichts, und viel zu klein ist das Haus ohnehin. Ein Raum mit Originalbühnenmaßen, zwei Studios in wenig ansprechendem Ambiente sind kaum die repräsentativen, geschweige denn ausreichend großen Probenräume für eine Compagnie, die zu den angesehensten in ganz Europa zählt. Deshalb war Martin Schläpfer schon vor fünf Jahren ein neues Haus versprochen worden, als er sein Amt als Direktor und Chefchoreograf des Deutschen Balletts am Rhein antrat.

Im vergangenen Jahr ging es dann spitz auf Knopf. Die „Opernehe“ zwischen Düsseldorf und Duisburg geriet gefährlich ins Wanken, auch das Ballett wurde vorübergehend zur Disposition gestellt. Solche Debatten sind mitunter geeignet, den Ruf von Institutionen oder Personen nachhaltig zu schädigen. Als Schläpfer zu diesem Zeitpunkt auf das ausstehende Versprechen aufmerksam machte, kam Bewegung in die Stadtverwaltung.

Große Vorfreude

Heute also stellte Dirk Elbers, Oberbürgermeister von Düsseldorf, die Pläne für ein neues Ballettprobenhaus vor. „Mit diesem neuen Ballettprobenhaus bekommt die Compagnie von Martin Schläpfer sehr gute Probebedingungen, um weiterhin die exzellente künstlerische Leistung, die das Ballett am Rhein auszeichnet, den Ballettfreunden zu bieten“, sagte er bei der Vorstellung im Rathaus und betonte: „Es ist auch ein Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung der künstlerischen Arbeit von Martin Schläpfer, die er in den letzten Jahren in Düsseldorf und Duisburg geleistet hat“.

Die Eckdaten für den Neubau, der von August dieses Jahres bis zur darauffolgenden Spielzeit fertig gestellt werden soll, klingen eindrucksvoll. Das zweigeschossige Ballettprobenhaus wird eine Bruttogrundfläche von rund 4.600 Quadratmetern und eine Nutzfläche von etwa 3.000 Quadratmetern haben. Es wird zwei Säle in Originalbühnenmaßen geben, ergänzt um drei weitere kleinere Säle für szenische Proben. Einer der Ballettsäle wird eine Tribünenanlage erhalten. Das Gebäude erschließt sich über ein zweigeschossiges Foyer mit Aufenthaltsbereich. Neben Büros, einem Raum für Physiotherapie und einer Ruhezone wird der Neubau auch ein Apartment für Gastkünstler beherbergen. Entwickelt hat das Vorhaben das Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner, das eigentlich mehr auf den Bau von Stadien und Museen spezialisiert ist und mit Düsseldorf wenig zu tun hat.

Nicht ganz so prickelnd ist die Lage des geplanten Neubaus. Anstatt näher an die Oper heranzurücken oder eine günstigere Position zwischen Düsseldorf und Duisburg zu erhalten, wird das Probenhaus auf dem Grundstück Am Steinberg im entfernten Ende des Stadtteils Bilk errichtet. Daher kreiert Elbers kurzerhand ein neues Viertel – „Der Steinberg ist in unseren Überlegungen seit längerer Zeit als ein Ort der Kultur und Kreativität angedacht.“ – und liefert auch gleich eine hübsche Begründung. „Schon heute wird der Standort geprägt durch die Wagenbauhalle der Karnevalisten.“ Aber auch Meisterschüler der Kunstakademie werden dort „demnächst“ Ateliers zur Verfügung gestellt bekommen, und ein Straßenbahnmuseum ist angedacht.

Fragen bleiben

Planung, Bau und Betrieb des Probenhauses gibt es, so sagt die Stadt, zum Fixkostenpreis von 26 Millionen Euro, bezogen auf 30 Jahre, aus einer Hand. Das nennt man Public Private Partnership. Ein Modell, dessen sich gern klamme Kommunen bei Schulneubauten bedienen, und das von den Bauunternehmungen in den letzten Jahren stark forciert wird. Der Nachteil des Modells: Es ist in Deutschland noch keines zu Ende geführt worden. Und offenbar gibt es in Düsseldorf kein Bauunternehmen, das mit einem solchen Modell aufwarten könnte. So greift die Landeshauptstadt vertrauensvoll auf das Unternehmen Hochtief zurück. Das ist das Unternehmen, das seit Jahren versucht, die Elbphilharmonie fertigzustellen. Umso größer die Freude von Peter Coenen, Geschäftsführer Hochtief PPP Solutions. „Ich freue mich sehr, dass Hochtief den Auftrag für dieses neue kulturelle Highlight der Landeshauptstadt Düsseldorf bekommen hat, und möchte mich sehr herzlich für das entgegengebrachte Vertrauen bedanken.“ Woher dieses Vertrauen rührt, ist schleierhaft. Allerdings steht nun auch ein Versprechen im Raum. „Das neue Ballettprobenhaus wird termintreu und kostensicher errichtet werden und zudem von seiner Architektur ein richtiges Highlight werden“, sagt Coenen.

Im Juli kommenden Jahres werden also 48 Tänzerinnen und Tänzer des Corps de Ballet, 55 Schülerinnen und Schüler der Ballettschule sowie die dazugehörige Verwaltung das neue Gebäude beziehen und damit die Bestrebungen unterstützen, so Elbers, „Düsseldorf zum internationalen Tanzzentrum“ zu entwickeln. Auch Martin Schläpfer ist voll der Vorfreude. „Das neue Balletthaus ist für mich und das Ballett am Rhein von großer Wichtigkeit und Bedeutung, es macht Düsseldorf endgültig zu einer Tanzstadt. Es ehrt Düsseldorf, dass es in kulturpolitisch schwierigen Zeiten dieses Zeichen zur Stärkung der Ballettkunst setzt. Das wird europaweit ausstrahlen.“ Öffentliche Vorstellungen sind im Probenhaus nicht vorgesehen.

Michael S. Zerban, 12.5.2014

 


Immer wieder gerät Dirk Elbers,
Oberbürgermeister von Düsseldorf, in
diesen Tagen wegen seines Stils im
Umgang mit Menschen in die Kritik. Da
kommt das Ballettprobenhaus gerade
recht, um sich mal wieder "richtig"
darzustellen.


Martin Schläpfer, Ballettdirektor und
Chefchoreograf des Balletts am Rhein,
ist dankbar, dass das Versprechen
eines neuen Probenhauses eingelöst
wird.


Das alte Ballettprobenhaus in
Düsseldorf-Oberkassel: klein,
unansehnlich und in die Jahre
gekommen.


Das neue Ballettprobenhaus im
Entwurf: Viel Beton und viel Fläche.
Das Architekturbüro entwirft
üblicherweise Stadien und Museen.


Der neue Standort Am Steinberg liegt
im doppelten Wortsinn fernab vom
Geschehen. Nach Elbers zukünftig an
einem Ort von Kultur und Kreativität.