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Die Kunst der Begegnung


 
 

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In der Halle des Bergkönigs

Für Kunst ist überall Platz. Findet auch Hotelier Florian Werner und hat auf 1800 Meter über dem Meeresspiegel am Arlberg einen Konzertsaal bauen lassen, dessen Akustik aufhorchen lässt. Wichtig für den ambitionierten Kunstliebhaber: Der Saal soll Begegnungsstätte für jedermann werden.

Es ist die Erfüllung einer Vision oder auch nur die logische Entwicklung einer persönlichen künstlerischen Karriere“, beschreibt Florian Werner, Inhaber und Geschäftsführer des 5-Sterne-Hotels „Hospiz“ in St. Christoph am Arlberg, die Realisierung eines modernen Konzertsaales und einer Kunsthalle aus privater Initiative. Das Hotel besitzt seine eigene berührende und beeindruckende Geschichte.

Im 14. Jahrhundert liegen die Wurzeln. Dort wo ein Hirte namens Heinrich, seinerseits ein Findelkind, ein Kloster als Zuflucht für in Not geratene Wanderer und Fuhrleute am Arlbergpass schuf. Viele verdanken dieser Einrichtung ihr Überleben und die Bruderschaft St. Christoph, mit Erlass des Papstes 1386 gegründet, wurde eine weltbekannte Institution zur Unterstützung von Hilfsbedürftigen. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem verheerenden Brand 1957 hat diese Institution und das Hilfswerk eine rasante, auch wirtschaftliche Entwicklung genommen. Unter neuer Führung der Familie Werner und dem Vormarsch des Wintersports wurde die Herberge zum renommierten Ski- und Spa-Resort für die Vermögenden und auch gekrönten Häupter. Um das kleine Kirchlein, das in seinem Kern noch eindrucksvoll die Mauern aus dem 14. Jahrhundert birgt, ist eine architektonisch geschmackvolle Hotel- und Appartementumgebung entstanden. Für den begeisterten Wintersportler wurde in den letzten Jahrzehnten fleißig in die Infrastruktur investiert und die Arlberg-Region zur Topadresse für die körperlichen und kulinarischen Bedürfnisse der Wintersportgäste.

Florian Werner widmet sich nunmehr auch aus persönlicher Leidenschaft den kulturellen Interessen der Gäste, aber auch der Einwohner der gesamten Region. Ein eigener Start als Künstler blieb in seiner kritischen Selbsteinschätzung stecken, aber als Sammler und vorübergehend als Galerist hat er sich bereits einen Namen gemacht und diesem Interesse breiten Raum in seinem Hotel und Leben gegeben. Die Notwendigkeit von entsprechenden Räumlichkeiten, um seine Ideen umzusetzen, veranlassten ihn 2011, mit der konkreten Planung eines Kulturzentrums, dem höchstgelegenen in den Alpen, zu beginnen.

43 Wochen Bauzeit für eine perfekte Akustik

Glücklich und stolz präsentiert er sein bautechnisches und künstlerisches Team am Tag der Eröffnung des Konzertsaales. Das Gesamtprojekt ist noch nicht abgeschlossen. Die Kunsthalle wird Ende November ihre feierliche Einweihung erleben. Der Tiroler Architekt Jürgen Kitzmüller und der Bauleiter Karl Resch erläutern die Anforderungen und Schwierigkeiten, die zu meistern waren. Aber die Fakten überzeugen. In nur 43 Wochen Bauzeit mit 150.000 Arbeitsstunden wurde das Werk geschaffen, 980 Tonnen Stahl verbaut, 162.000 Meter Kabel verlegt, 7500 Meter Haustechnik und vieles mehr. Angesichts der bekannten Probleme von Baustellen öffentlicher Träger kann man nur respektvoll den Hut ziehen.

Das Ergebnis ist ein Konzertsaal, der mit seiner klaren Ästhetik besticht. Weiche Rundungen prägen die Raumgestaltung, der Raum steigt in einer großen Welle auf eine Raumhöhe von bis zu vierzehn Metern an, die Seiten sind ebenfalls abgerundet. Alles in edlem Holz auf Filz verkleidet, ein Stahlgerüst trägt den Baukörper, so wie es die Akustikexperten vorschreiben, und nunmehr trägt der Raum den Ton klar und exakt, mitunter kantig scharf.

Das Eröffnungskonzert gibt eine Kostprobe davon. Claire Huangci tobt sich heftig mit vielen wagemutigen Läufen und schnellen Trillern geradezu artistisch aus. Aber so bekommt man ein Gefühl, mit welcher Akustikqualität im Raum jeder einzelne Ton noch zu erkennen und klar abzugrenzen ist. Piano-Stellen sind ebenso deutlich und schaffen es, den Raum zu füllen und nicht kalt zu wirken. Das liegt aber auch an der außerordentlichen Qualität des speziell für den Saal angeschafften Konzertflügels, auf den der Eigentümer besonders stolz ist und dessen zweite Mechanik er persönlich behutsam, in die Verpackung eingebettet, präsentiert.

Das Programm steht bereits

Viel Leben soll das neu geschaffene Kunstareal bekommen. In Zusammenarbeit mit einem Lindauer Konzertveranstalter ist ein pralles Programm vorgesehen. Neben klassischen Solisten- und Kammerkonzerten wird es Themenschwerpunkte geben. Künstler in Residence werden ausgewählt, die auch mit Freunden konzertieren werden, Meisterkurse, aber auch andere Formate sollen Platz finden wie Jazz, Stuben- und Volksmusik. Über 150 Veranstaltungen sollen es werden, die auch alle öffentlich zu moderaten Preisen zugänglich sind. Die Kunst der Begegnung steht als Motto über allem. Mit der Konzert- und Kunsthalle sollen der persönliche Austausch mit Künstlern gefördert, Barrieren abgebaut werden. Auch der Zuspruch zur eigenen künstlerischen Tätigkeit soll motiviert werden.

Florian Werner und sein Team haben sich viel vorgenommen, aber sich auch wohl vorbereitet und gerüstet. Die räumliche Konzeption als auch der Standort sind vielversprechend, und es wird spannend, den Erfolg der Umsetzung dieser privat getragenen Initiative als Vorbild für weiter Projekte zu verfolgen. Vielleicht wird aus dem Hotspot der Skiwelt auch ein Hotspot der Kunstwelt.

Helmut Pitsch, 7.10.2015

 


St. Christoph am Arlberg gilt als
luxuriöses Ski- und Spa-Resort auf
1800 Höhenmetern.


Florian Werner betreibt nicht nur ein
Hotel, sondern hat jetzt auch einen
Konzertsaal bauen lassen.

Die sehr gute Akustik des neuen
Saals soll auch der Öffentlichkeit zu
moderaten Preisen zugänglich sein.


Pianistin Claire Huangci demonstriert
die Qualitäten von Flügel und Saal mit
artistischen Einlagen.