Unpassend
„Ins Bewusstsein dringt die Realität, dringen die sterbenden Kinder. Wunder könnten in Salzburg geschehen: Das Erwachen der Herren der Welt. Der Aufstand des Gewissens! Aber keine Angst, dieses Wunder wird in sSalzburg nicht geschehen!“
Jean Ziegler, der unermüdliche Kämpfer im UNO-Auftrag für die „globale Gerechtigkeit“, wurde als Redner zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 2011 eingeladen. Seine Prognose traf ein:
In Salzburg kam es nicht zum „Aufstand des Gewissens“ - aber nicht nur, weil sich die anwesenden „Herren der Welt“ dem Appell verweigerten: sondern weil die Rede gar nicht stattfand.
Ziegler wurde wegen angeblicher Gaddafi-Nähe ausgeladen und von dem „Freiheiits“-Prediger Joachim Gauck ersetzt. Das Sponsoren-Publikum von Nestle, Audi, Siemens und Credit Suisse wurde nicht belästigt und konnte die Bühnen-Performances mit ihren durchaus kritischen Akzentuierungen ungestört genießen.
Es wird klar: „Kritisches“ Theater kann goutiert werden (von den Commis der „Herren der Welt“) - aber der Ziegler-Klartext wird aus den hermetischen Räumen verbannt !
Aber so funktioniert das kommerzielle System: Jean Ziegler, „Der Aufstand des Gewissens“, eco.vin-Verlag, steht auf Platz 1 der österreichischen Bestsellerliste – 16 Seiten Aufklärung zu neoliberal-ideologischem Sektierertum zum Preis von 2.50!
Das hyper-kommerzialisierte Salzburg-Festival hat sein publizistisches Äquivalent – na klar, im Ungleichgewicht zu den „Herren der Welt“.
Franz R. Stuke
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