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KOMMENTAR

Oktober 2011


 


 

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Ruhrtriennale spirituell

Die Ruhrtriennale dieses Jahr ist zu Ende. Die Veranstalter sind mit den Zahlen zufrieden. Eine inhaltliche Auseinandersetzung ist in deren Verlautbarungen nicht erkennbar.

Willy Deckers Verdienst als Inspirator – um nicht „Intendant“ zu sagen – der dritten Ruhrtriennale (nach Mortier und Flimm) ist evident: Das Setzen auf jüdische, muslimische und buddhistische Aspekte musikalischer „Weltkultur“ traf in der orientierungsuchenden „Europa-Metropole Ruhr“ den Nerv des „Strukturwandels“!

In der letzten Saison wurde buddhistischen Inspirationen nachgegangenen: Spuren in der europäischen Hochkultur mit Wagners Tristan, mit dem Hilliard-Ensemble und Gregorianischem Gesang – aber auch mit Prinzipien spirituellen Ausdrucks in Klangräumen restaurierter industrieller „Ruinen“. Das überzeugte allein schon durch die schlüssige Behauptung des Entstehens aus dem Nichts (die Stahlwerke des Ruhrgebiets entstanden auf „leeren“ agrarischen Flächen) und dem Verschwinden ins „Nichts“ (im Strukturwandel werden die industriellen closed areas zu unübersichtlichen Handlungsräumen).

Das ist im Gesamt-Konzept nachvollziehbar, stößt aber im Einzelfall auf fehlende Konsistenz:

Becketts Letztes Band– isoliert gesehen – bleibt als Ausdruck buddhistischer Ideen unklar; auch der Tristan verbleibt als ästhetisches Highlight in der Erinnerung; und die Auftritte japanischer Mönche und die theatrale Zerstörung des Mandala sind zwar als fremd-nachdenkenswert erlebbar – verbleiben aber bei den wechselnden Auditorien in punktueller bewunderter Auseinandersetzung!

Aber: Mit dem Angebot an international renommierten Gruppen und Solisten, mit der Auswahl ungewöhnlicher Präsentations-Modi und der Vielfalt von „Musik“ unter spirituellem Motto rangiert die Ruhrtriennale weiterhin an der Spitze bemerkenswerter europäischer „Festivals“!

Heiner Goebbels muß enorme Kreativität entwickeln, um dem ästhetisch-inhaltlichen Anspruch der Ruhrtriennale gerecht zu werden!

Und: Die nächste Ruhrtriennale trifft auf wieder neue Besucher, die gespannt sind auf inspirierende Erlebnisse !

Franz R. Stuke, 10.10.2011


Willy Decker hat in seiner letzten Spielzeit neue Impulse gesetzt - mit mal mehr, mal weniger inhaltlicher Auseinandersetzung.


Einer der ästhetisch-künstlerischen Höhepunkte der diesjährigen Ruhrtriennale: Tristan und Isolde in der Inszenierung von Willy Decker.


Rituelles Ende der Ruhrtriennale war die Zerstörung des von bhutanischen Mönchen geschaffenen Mandalas.

Foto 1: Reinhold Niederle
Foto 2 und 3: Paul Leclaire