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KOMMENTAR

Oktober 2011


 


 

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Das Theater dankt

Nach anderthalbjähriger Bauzeit wird das Theater Meiningen wieder eröffnet. Mit einer Betriebsfeier statt großer Gala. Und auch sonst ist so manches anders in Meiningen als anderswo.

Wann und wo gibt es das schon: Das Theater Meiningen wird für 23 Millionen Euro total restauriert – baulich, technisch, denkmalpflegerisch – mit hinreißenden ästhetischen Ergebnissen und enormen neuen theatral-technischen Möglichkeiten - und zur Wieder-Eröffnung nach anderthalb Jahren gibt es kein sich selbst beweihräucherndes „Staats-Schauspiel“, sondern ein Treffen der an den hochkomplizierten Arbeiten Beteiligten. Und einen zuständigen Kultur-Minister Christoph Matschie, der ein glaubhaft-engagiertes Bekenntnis zum Theater als landespolitisches Essential ohne Schwulst und Pathos, vielmehr als völlig selbstverständlich ausdrückt!

23 Millionen Euro sind „verbaut“ – 12,5 Millionen trägt das Land Thüringen, 6 Millionen die Stadt Meiningen, 2,3 Millionen der Landkreis Schmalkalden-Meiningen, der Rest aus EU-Mitteln.

Das ist wohl nur möglich in einem 20.000-Einwohner-Ort und einem Theater mit 200.000 Besuchern im Jahr; in einem Theater, das zwischen 1870 und 1890 europäische Kulturgeschichte schrieb; und in einem Umfeld, in dem Landes-, Regional- und Kommunalpolitik effizient kooperieren; und in einer Stadt, in der sich die Menschen mit „ihrem“ Theater wirklich identifizieren.

Matschie definiert diesen Konsens:

-          künstlerisch-gesellschaftliche Entwicklungsperspektiven

-          pädagogische Angebote

-          tarifgerechte Bezahlung aller Mitarbeiter

So lässt sich kulturorientierte Politik realisieren – und Thüringen steigert in den kommenden Jahren die Ausgaben von 59 auf 65 Millionen Euro. Matschie ist sich sicher: „Wirtschaftliche Prosperität folgt den kulturellen Impulsen.“

Traditionsbewusst spielt die Meininger Hofkapelle auf der Bühne vor einem Prospekt eines tropischen Urwalds aus den Zeiten des „Theater-Herzogs“ Georg II.; GMD Phillippe Bach leitet eine brillante Festliche Ouvertüre Schostakowitschs; begleitet den auftrumpfenden Bariton Dae-Hee Shin bei seiner Umberto- Giordano-Arie und den brillierenden Xu Chang bei seinem bravourösen Nessum Dorma in perfekter Abstimmung; der Chor demonstriert mit Verdis Va, pensiero! kompetent-beeindruckenden kollektiven Gesang.

Die Kulturstiftung Meiningen-Eisenach verleiht ihren „Georgs-Preis“ zum zweiten Mal (zuvor an Christine Mielitz, die als Intendantin mit ihrem spektakulären Ring  Meiningen ins Licht der überregionalen Öffentlichkeit katapultierte) an Kurt Brachmann, den Hausinspektor, der als „Seele des Hauses“  die nicht aktenkundigen baulichen Zustände des Gebäudes für die Planer offen legte. Eine ungemein sympathische Entscheidung  - eine Referenz an die Kooperation von Technik und Kunst.

Dem Intendanten Ansgar Haag bleibt als Hausherr eines offenbar im Inneren solidarisch funktionierenden und von den Trägern engagiert getragenen Hauses nur eines: Danke schön zu sagen an die Mitarbeiter, die Künstler, die engagierten Geldgeber in der Politik. Offenbar keine geträumte Idylle, sondern konkrete Realität im Kultur-Land Thüringen.

Was andernorts daraus zu lernen ist? Kultur, Theater, Oper stiften Identität, konterkarieren platt ökonomistisch-neoliberale Ideologie!

Franz R. Stuke, 29.10.2011


Das Theater Meiningen erstrahlt in neuem Glanz.


Intendant Haag bedankt sich bei den Beteiligten.


Minister Matschie, hier links bei der Schlüsselübergabe, will Kultur als Voraussetzung für eine funktionierende Wirtschaft.


Beginnt eine strahlende Zukunft für das Theater Meiningen?

Fotos: foto-ed.de