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KOMMENTAR

September 2011


 


 

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Falsch verstandener Lokalpatriotismus

Arno Damm vom Kölner Stadt-Anzeiger hat den Kölner Opernintendanten auf der Titelseite seines Blattes scharf angegriffen. Wie sich auf Nachfrage herausstellt, zu Unrecht. Damit hat Damm vor allem einer einen Bärendienst erwiesen: der Glaubwürdigkeit des Journalismus.

Wenn eine Lokalzeitung den Opernintendanten ihrer Stadt – persönlich und institutionell – angreift, muss sie dafür schon sehr gute Gründe und diese auch sehr ordentlich recherchiert haben. Das darf man auch von Arno Damm vom Kölner Stadt-Anzeiger erwarten. Das lokale Blatt hat gestern mit der Schlagzeile aufgemacht: „Oper macht fünf Millionen Miese.“ Aha, wird da so mancher gedacht haben, so kann ich natürlich auch tolle Produktionen aufführen. Denn die Kölner Oper war in der vergangenen Spielzeit mit viel Lob für außergewöhnliche Produktionen überschüttet worden. Insbesondere Sonntag aus Licht von Karlheinz Stockhausen, erstmalig szenisch inszeniert, hatte viel Aufsehen erregt. In dem Artikel findet sie sich nun als einer der Kostentreiber wieder, den Uwe Eric Laufenberg, Intendant der Kölner Oper zu verantworten habe. Mehr noch wird dem Intendanten, der 2009 angetreten ist, die Kölner Oper wieder in die internationale Spitze zu führen,  unlauteres „Finanzgebaren“ vorgeworfen, ja, von einem „Griff in die Rücklagen“ wird gesprochen. Das ist – zurückhaltend ausgedrückt – tendenziöse Schreiberei. Gewiss, der Erfolg hat viele Neider, eine Tageszeitung oder ihre Angestellten sollten nicht dazu gehören. Und schon gar nicht, wenn der Kollege sich anscheinend mit den Haushaltsfragen einer Stadt nicht oder nur unzureichend auskennt. Zahlenschiebereien und gefällige Interpretationen sind gemeinhin als schlechter Politikstil bekannt, von der Zeitung erwarten Leserinnen und Leser Fakten statt Kulissenschieberei.

Heute stellen sich Georg Quander, Kulturdezernent der Stadt Köln, Patrick Wasserbauer, Geschäftsführender Direktor der Bühnen der Stadt Köln, und die Intendantin des Schauspielhauses, Karin Beier, ostentativ hinter den Opernintendanten. Beier weist auch die Unterstellung von sich, sie habe damit gedroht, eine Produktion zu kippen. Damit entbehrt der Artikel endgültig jeder Grundlage, Meinungsmache bleibt statt Berichterstattung. Geschadet hat der Verfasser jedenfalls nicht Uwe Eric Laufenberg, sondern der Kultur seiner Stadt. Ob das im Sinne eines seriösen Verlagshauses ist, darf bezweifelt werden. Zahlendrehereien, Andeutungen, Unterstellungen und schlechte Recherche gehören jedenfalls auch weiterhin weder in die investigative noch in die Tagesberichterstattung. „Qualitätsjournalismus“ ist etwas anderes.

Michael S. Zerban, 21.9.2011


Uwe Eric Laufenberg, Intendant der Kölner Oper, weist entschieden von sich, an den Pranger gestellt zu werden.


Karin Beier, Intendantin des Schauspielhauses Köln, hat nicht damit gedroht, Produktionen zu kippen.