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KOMMENTAR

November 2011


 


 

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Herne und der Rest der Welt

Bereits zum 36. Mal fand am zweiten Novemberwochenende das Festival Tage der Alten Musik in Herne statt – trotz intensiver Vorbereitung weitgehend unbeachtet von der überregionalen medialen Öffentlichkeit. Das geht am Informationsbedürfnis des Publikums vorbei und wird dem Stellenwert des Festivals nicht gerecht.

Die Fachjournalisten sind ausreichend und hinlänglich im Vorfeld des vielleicht bedeutendsten deutschen Festivals der Alten Musik informiert worden, halten es aber nicht für notwendig, ihre Publika in Kenntnis zu setzen. Vor Ort beschränkt die Stadt Herne sich auf die „üblichen“ Marketingmaßnahmen – kleine Displays an der Durchgangsstraße auf Bodenhöhe usw. Mit dem Erfolg, dass zwar die Hörer des veranstaltenden Radiosenders in den Genuss der zehn Konzerte an vier Tagen kommen, ansonsten aber das Fachpublikum und die interessierten Bürgerinnen und Bürger von Herne nur dann von der Veranstaltung Kenntnis nehmen können, wenn sie ohnehin zu den Stammbesuchern gehören.

Auch die lokale Berichterstattung bekleckert sich nicht mit Ruhm. Zwar hat sie Platz für Besprechungen, eine sorgfältige Recherche hält sie aber nicht vonnöten, und so strotzen die Artikelchen von Fehlern und Halbwahrheiten. Gerade so, als sei die Ruhrgebietsstadt Herne in der Welt so bekannt, dass man ein solches Festival unter ferner liefen abhandeln könne. Das erinnert durchaus an den Esel, der aufs Eis geht.

Überall in Deutschland, nein, in Europa, stehen Festivals und generell kulturelle Institutionen mehr denn je auf dem finanziellen Prüfstand. Da sollte man von den Kolleginnen und Kollegen der schreibenden Presse durchaus erwarten dürfen, dass sie das ihre dazu beitragen, ihre Leserinnen und Leser über wichtige Veranstaltungen zu informieren, um ihnen den Besuch zu ermöglichen. Da stehen sie wohl durchaus in der Pflicht ihres journalistischen Bildungsauftrags.  Dem sind gerade auch die auflagenstarken Printmedien einmal mehr nicht nachgekommen.

Wenn kluge Köpfe der Auffassung sind, dass Kultur eine Grundvoraussetzung für erfolgreiche Wirtschaft ist, haben die Kolleginnen und Kollegen ihren Zielgruppen in zweierlei Hinsicht einen Bärendienst erwiesen.

Das ist umso bedauerlicher, als die Tage der Alten Musik auch in diesem Jahr in der Gesamtbetrachtung wieder Maßstäbe gesetzt haben, was Qualität und Quantität der Aufführung angeht. So kommen wenigstens die Besucherinnen und Besucher, die an dem erlesenen Programm teilgenommen haben, in den Genuss qualitativ weitestgehend überzeugender Aufführungen.

Bleibt zu hoffen, dass Veranstaltungen wie die Händel-Tage in Halle oder der Winter in Schwetzingen mehr journalistische Beachtung finden.

Michael S. Zerban, 14.11.2011


Das Spektrum ist breit: Geistliche Vokal- und Instrumentalmusik von Pergolesi...


... oder Sinfonien, Concerti und Kantaten von Johann Gottlieb Graun und Carl Heinrich Graun.


Kantaten und Instrumentalmusik von Emanuello Rincon d'Astorga werden genauso geboten wie...


... eine intensive Auseinandersetzung mit Farinelli in Briefen und Arien.


Kein Bericht auch über das Konzert mit Tobias Koch am Èrard-Pianoforte.

Fotos: Thomas Kost